Heute gibt es keinen neuen Einblick in unsere Arbeit, aber es soll dennoch um Hunde und Menschen mit Autismus gehen.
Einige von euch wissen vielleicht, dass ich Heilpädagogik studiert habe. Im Studium habe ich, wann immer es möglich war, Seminare und Vorträge gewählt, die sich mit Autismus oder tiergestützte Therapie befasst haben.
Autismus – Begleithunde für Kinder mit Frühkindlichem Autismus haben häufig die Aufgabe, das Davonlaufen des Kindes zu verhindern. Dann tragen sie spezielle Geschirre und sind mit dem Kind durch einen Bauchgurt verbunden. Der Hund lernt dann zum Beispiel, dass er stehen bleiben soll, auch wenn das Kind in eine Richtung zieht. Einige Hunde lernen an roten Ampeln stehen zu bleiben oder bestimmte Wege auswendig, so dass sie die Person selbstständig nach Hause bringen können. Manche Menschen mit Autismus können nämlich Gefahren im Straßenverkehr gar nicht oder nur teilweise richtig einschätzen oder haben Orientierungsschwierigkeiten.
Eine weitere Aufgabe des Hundes kann das Unterbrechen von bestimmten Verhaltensweisen sein. Wenn die Person zum Beispiel immer wieder die gleichen Körperbewegungen macht- wie Schaukeln mit dem Oberkörper-, schreit oder sich selbst verletzt, soll der Hund durch Anstupsen oder Ablegen des Kopfes auf den Schoß versuchen, abzulenken und zu beruhigen.
Zudem lernen manche Hunde, den Geruch der zu begleitenden Person auch in Menschenmengen wieder zu finden, vor allem bei Kindern oder Autisten mit einer geistigen Beeinträchtigung kann das notwendig sein.
Doch die vermutlich wichtigste Aufgabe ist die soziale Unterstützung.
Mit einem Hund als Sozialpartner sind Menschen mit Autismus ständig gefordert, sich mit dessen Körpersprache, Persönlichkeit und Bedürfnissen auseinander zu setzten. Zusätzlich müssen sie ihre eigenen Wünsche ihm gegenüber klar äußern und durchsetzen. Dadurch neu gewonnene soziale Fähigkeiten können dann von der Mensch – Hund – Beziehung auch auf Mensch – Mensch- Beziehungen übertragen werden. Ein weiterer Aspekt ist die Förderung der Sprachentwicklung, häufig lernen Kinder recht schnell den Namen des Hundes, wenn sie erstmals festgestellt haben, dass dieser dann zu ihnen kommt. Hunde bieten ebenfalls einen guten Anlass in Gespräch zu kommen und helfen so auch neue Kontakte zu knüpfen – das kennen wir ja selbst auch aus unserem Alltag, nicht wahr?
Die Verantwortung für die artgerechte Haltung und Pflege des Hundes liegt häufig bei den Bezugspersonen. Wie auch bei Kindern ohne Autismus müssen die Eltern dafür Sorge tragen, dass der Hund genug Futter, Auslauf und auch Ruhezeiten bekommt.
Ihr wisst ja, für einen Therapiehund eignet sich eigentlich jede Rasse, vorallem die Größe spielt dabei (fast) keine Rolle. Bei einem Begleithund – wie dem Blindenführhund – ist die Größe natürlich schon wichtig – ein sehr kleiner Hund eignet sich dafür gar nicht und ein sehr großer Hund kommt natürlich für kleine Menschen oder Kinder auch nicht in Frage. Soll der Autismus – Begleithund also dafür sorgen, dass das Kind nicht weglaufen kann, sollte man sich vielleicht nicht gerade einen Dackel oder Sheltie aussuchen. Auch sehr jagdambitionierte Rassen sind sicher nicht so ideal.
Die Ausbildung zu einem Autismus – Begleithund dauert zwischen 8 und 12 Monate (das ist abhängig von der Ausbildungsstätte und dem Lerntempo des Hundes) und kostet rund 2000 Euro – und wird in der Regel nicht von Krankenkassen bezahlt.
Emmely würde übrigens nicht stehen bleiben, wenn ein Kind an ihr zieht und unser Suchtraining ist auch nich so fortgeschritten, dass sie eine Person aus einer Menschenmenge heraus finden würde.
Aber sie eben auch nicht als Begleit – oder Assistenzhund ausgebildet, sondern eben als Therapiehund. Für unsere Klienten ist sie bestimmt manchmal eine soziale Unterstützung, hilft bei der Sprachförderung und sorgt für Gesprächsstoff.
Und nun wünschen wir euch einen ganz wunderben Start in die erste Mai – Woche.
4 Gedanken zu “Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission **Autismus – Begleithund**”
Guten Morgen ihr Beiden,
und wie immer: Hut ab für eure Arbeit! Auch, wenn diesmal Emmely selbst gar nicht die Hauptrolle spielt, so ist es doch super interessant, was Assistenzhunde leisten können. Sie können ja für die verschiedensten Dinge ausgebildet werden. Da fühlt man sich manchmal schon etwas untalentiert und stumpfsinnig, wenn mal erlebt, was die Viebereiner so für Meisterleistungen bringen können. 😀
Liebe Grüße, auch an Emmely,
Mara und Abra
Wieder ein ganz, ganz interessanter Beitrag, liebe Lizzy!!!
Darf ich fragen, wie umfangreich deine Bachelorarbeit war und wie viele Seiten in etwa zusammengekommen sind?
Liebste Grüße und ich freu mich schon sehr auf nächsten Beitrag der Indianermädchen 007- Reihe! 😀
Jule
Dankeschön, dass freut mich sehr! 🙂 Die Arbeit ging über 80 Seiten- beantwortet das auch die Frage nach dem Umfang? Oder meintest du eher inhaltlich?
Ja, inhaltlich. In wie viel hast du da in etwa nochmal untergliedert?