Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission **Autismus – Begleithund**

Heute gibt es keinen neuen Einblick in unsere Arbeit, aber es soll dennoch um Hunde und Menschen mit Autismus gehen.

Einige von euch wissen vielleicht, dass ich Heilpädagogik studiert habe. Im Studium habe ich, wann immer es möglich war, Seminare und Vorträge gewählt, die sich mit Autismus oder tiergestützte Therapie befasst haben.

Ich habe zum Beispiel ein Seminar besucht, wo wir einige Tage auf der Arche Noah in Bottrop waren. Dort werden alle möglichen Tiere wie zum Beispiel Schafe, Enten, Schweine und natürlich auch Pferde zur therapeutischen bzw. pädagogischen Förderung eingesetzt. Eines meiner Praktika habe ich bei einer Reitschule gemacht, die auch Reittherapie anbietet – das andere übrigens in der Praxis, in der wir jetzt auch arbeiten. Themen meiner Prüfungen waren zum Beispiel „Schulhunde- ein hilfreicher Begleiter im Schulalltag“ und „Außenseiter trotz Inklusion – mit welchen Hilfen kann man Kinder mit frühkindlichem Autismus im Kindergartenalltag integrieren“.
Ihr könnt euch nun bestimmt schon denken, dass auch meine Bachlorarbeit von Hunden und Menschen mit Autismus handelte. Genau genommen ging es um die Möglichkeiten und Grenzen von hundgestützter Therapie im Zusammenhang mit einer bestimmten Therapieform für Kinder mit frühkindlichem Autismus. In diesem Rahmen habe ich mich auch mit dem „Autism Service Dog“ – im Deutschen „Autismushund“ oder „Autismus – Begleithund“ befasst.
Welche Aufgaben so ein Hund hat, möchte ich euch nun etwas näher erläutern.
Jeder von euch hat bestimmt schon mal einen Blindenführhund auf der Straße gesehen, der seinen Menschen sicher durch den Alltag begleitet. Ebenso gibt es eben Autismus – Begleithund, die speziell für Menschen mit Autismus ausgebildet werden. Hier in Deutschland gibt es noch nicht viele Ausbildungszentren, die solche Hunde ausbilden, die USA ist uns da einiges voraus.
Da Menschen mit Autismus ganz unterschiedliche Kompetenzen und Schwierigkeiten in sehr unterschiedlichen Bereichen haben, sind auch die Anforderungen an die Ausbildung eines Autismus- Begleithund ganz unterschiedlich. Sie ist eine Mischung aus der Ausbildung für Begleithunde und  der Ausbildung für Therapiehunde und wird individuell auf die Bedürfnisse der zu begleitenden Person mit Autismus angepasst.

Autismus – Begleithunde für Kinder mit Frühkindlichem Autismus haben häufig die Aufgabe, das Davonlaufen des Kindes zu verhindern. Dann tragen sie spezielle Geschirre und sind mit dem Kind durch einen Bauchgurt verbunden. Der Hund lernt dann zum Beispiel, dass er stehen bleiben soll, auch wenn das Kind in eine Richtung zieht. Einige Hunde lernen an roten Ampeln stehen zu bleiben oder bestimmte Wege auswendig, so dass sie die Person selbstständig nach Hause bringen können. Manche Menschen mit Autismus können nämlich Gefahren im Straßenverkehr gar nicht oder nur teilweise richtig einschätzen oder haben Orientierungsschwierigkeiten.

Eine weitere Aufgabe des Hundes kann das Unterbrechen von bestimmten Verhaltensweisen sein. Wenn die Person zum Beispiel immer wieder die gleichen Körperbewegungen macht- wie Schaukeln mit dem Oberkörper-, schreit oder sich selbst verletzt, soll der Hund durch Anstupsen oder Ablegen des Kopfes auf den Schoß versuchen, abzulenken und zu beruhigen.
Zudem lernen manche Hunde, den Geruch der zu begleitenden Person auch in Menschenmengen wieder zu finden, vor allem bei Kindern oder Autisten mit einer geistigen Beeinträchtigung kann das notwendig sein.

Doch die vermutlich wichtigste Aufgabe ist die soziale Unterstützung.
Mit einem Hund als Sozialpartner sind Menschen mit Autismus ständig gefordert, sich mit dessen Körpersprache, Persönlichkeit und Bedürfnissen auseinander zu setzten. Zusätzlich müssen sie ihre eigenen Wünsche ihm gegenüber klar äußern und durchsetzen. Dadurch neu gewonnene soziale Fähigkeiten können dann von der Mensch – Hund – Beziehung auch auf Mensch – Mensch- Beziehungen übertragen werden. Ein weiterer Aspekt ist die Förderung der Sprachentwicklung, häufig lernen Kinder recht schnell den Namen des Hundes, wenn sie erstmals festgestellt haben, dass dieser dann zu ihnen kommt. Hunde bieten ebenfalls einen guten Anlass in Gespräch zu kommen und helfen so auch neue Kontakte zu knüpfen – das kennen wir ja selbst auch aus unserem Alltag, nicht wahr?

Die Verantwortung für die artgerechte Haltung und Pflege des Hundes liegt häufig bei den Bezugspersonen. Wie auch bei Kindern ohne Autismus müssen die Eltern dafür Sorge tragen, dass der Hund genug Futter, Auslauf und auch Ruhezeiten bekommt.

Abhängig von den Aufgaben, die ein Autismus – Begleithund erfüllen soll, ist auch die Wahl des Hundes wichtig.
Ihr wisst ja, für einen Therapiehund eignet sich eigentlich jede Rasse, vorallem die Größe spielt dabei (fast) keine Rolle. Bei einem Begleithund – wie dem Blindenführhund – ist die Größe natürlich schon wichtig – ein sehr kleiner Hund eignet sich dafür gar nicht und ein sehr großer Hund kommt natürlich für kleine Menschen oder Kinder auch nicht in Frage. Soll der Autismus –  Begleithund also dafür sorgen, dass das Kind nicht weglaufen kann, sollte man sich vielleicht nicht gerade einen Dackel oder Sheltie aussuchen. Auch sehr jagdambitionierte Rassen sind sicher nicht so ideal.

Die Ausbildung zu einem Autismus –  Begleithund dauert zwischen 8 und 12 Monate (das ist abhängig von der Ausbildungsstätte und dem Lerntempo des Hundes) und kostet rund 2000 Euro – und wird in der Regel nicht von Krankenkassen bezahlt.

Emmely würde übrigens nicht stehen bleiben, wenn ein Kind an ihr zieht und unser Suchtraining ist auch nich so fortgeschritten, dass sie eine Person aus einer Menschenmenge heraus finden würde.
Aber sie eben auch nicht als Begleit – oder Assistenzhund ausgebildet, sondern eben als Therapiehund. Für unsere Klienten ist sie bestimmt manchmal eine soziale Unterstützung, hilft bei der Sprachförderung und sorgt für Gesprächsstoff.

Und nun wünschen wir euch einen ganz wunderben Start in die erste Mai – Woche.

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4 Gedanken zu “Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission **Autismus – Begleithund**”