Warum ein Australian Shepherd?

Immer mal wieder kommt die Frage auf, warum ich mich eigentlich für einen Aussie entschieden habe. Und daher mag ich Euch heute mal die ausführlichere Antwort liefern. Der erste Teil des Textes stammt übrigens aus einem Blogpost, den ich vor zwei Jahren für einen anderen Blog geschrieben hatte. Bis auf ein paar kleine Details habe ich ihn auch so gelassen.

Als Kind wollte ich schon immer einen Hund haben, doch wie das häufig so ist, blieb es ein Herzenswunsch. Am Ende meines Studium wurde mir klar: Jetzt oder nie. Und zum ersten Mal durfte ich mir ernsthaft Gedanken machen, welche Rasse es denn werden sollte.

Ich habe schon immer eine Affinität zu Jagdhunden gehabt – Pointer, Vizla oder Irisch Setter finde ich zum Beispiel super schön. Nur ist Schönheit ja das falsche Kriterium und ein Jagdhund passte von seinen Ansprüchen eher nicht in mein Leben.
Doch welche Kriterien waren mir denn überhaupt wichtig?

Ich wünschte mir einen Hund, der
  • sportlich aktiv ist
  • keine aufwendige Fellpflege benötigt
  • wenig Ambitionen zum Bellen hat (macht sich eher schlecht in einer Mietwohnung)
  • sich eventuell als Therapiehund eignet – daher: kein übermäßiges Speicheln, nicht zu groß, freundliches Aussehen
  • möglicherweise Spaß am Tricksen oder Frisbee spielen oder Apportieren oder Sucharbeit hat (mein erster Hund, ich wollte doch die ganze Bandbreite an Möglichkeiten ausprobieren können)
  • einer, der immer überall dabei sein kann – einen Weggefährten
Kurzum: Ich wollte gerne ein Allrounder, mit dem viel möglich ist – keinen Hund nur zum Spazierengehen. Zudem kommt, dass ich im Alltag ein recht ungeduldiger Mensch bin – ein Hund, der vom Wesen her sehr gemütlich ist – passt daher zu mir nicht wirklich gut. Und mitten in der Findungsphase betreute ich einen integrativen Kinder & Hund Kurs, indem Kinder den richtigen Umgang mit Hunden lernen sollen. Mit dabei zwei Therapiehunde – und zufälligerweise beides Australian Shepherds. Im Grunde genommen war es da schon um mich geschehen: Auch durch das freundliches Aussehen verloren selbst die schüchternsten Kinder schnell ihre Scheu, die Beiden waren lernwillig, schnell in der Ausführung und bewegten sich gerne.
Ich begann mich also mit Hütehunden im Allgemeinen und Australian Shepherds im Speziellen auseinanderzusetzen und las alles was ich in Büchern und im Web finden konnte.

 

Demnach ist der Australian Shepherd tatsächlich ein Allrounder, da er sowohl Hüten von Schafen, aber für Rinder und Enten eingesetzt werden kann. Er gilt als intelligent, arbeitswillig und lauffreudig. Zudem soll er Fremden gegenüber freundlich aber reserviert sein und durchaus auch Schutztrieb haben. Es gibt 16 erlaubte Farbvarianten und die Augen können braun, blau oder grünlich in verschiedenen Kombinationen sein. Abhängig vom Geschlecht wird er zwischen 46 – 58 cm hoch – also eher ein mittelgroßer Hund.

Während meiner Recherchen fand ich viele Anzeigen, in den Aussies aufgrund von Unterforderung oder Überforderung und zum Teil darauß resultiernden Beißvorfällen ein neues Zuhause suchten. Und obwohl die Merkmale mit der Reserviertheit, dem Schutztrieb und auch dem Bellen nicht wirklich mit meinem Wunsch nach einem Therapiehund harmonierten und mir einige in meinem Umfeld davon abrieten sich mit Mitte 20 einen so arbeitsintensiven Hund anzuschaffen – entschied ich mich für diese Rasse.
Und traf damit die beste Entscheidung überhaupt.
Emmely entspricht in vielen Punkten der allgemeinen Rassebeschreibung: Sie ist ein Workaholic, jederzeit für alles bereit – solange ein wenig Bewegung und Abwechslung dabei ist, macht sie alles mit. Egal ob Frisbee, Tricks, Tunierhundesport oder Suchspiele. 12 km, die ich mit Inline Skates in 40 Minuten fahre, sind für sie kein Problem und ich kann sie ausnahmslos überall mitnehmen. Durch ihr auffälliges und freundliches Aussehen werden wir oft angesprochen und irgendwie ist sie immer Everybodys Darling. Durch den hohen Anteil der Arbeitslinie hat Emmely recht kurzes Fell und damit lohnt es sich kaum über dessen Pflege zu sprechen. Emmely‘s Schutztrieb ist praktisch nicht vorhanden und somit haben wir mit dem Bellen keinerlei Probleme – obwohl sie schon gerne ihre Befindlichkeit durch Jammern, Seufzen und Schnauben mitteilt. Fremden gegenüber ist sie zwar aufgeschlossen, aber reserviert. Sich kommt mal zum Schnuppern, aber von ihnen gestreichelt werden, nein das muss nicht sein. Kuscheln mag sie eigentlich nur mit dem Lieblingszweibeiner und mir.

Das Indianermädchen ist mein absoluter Traumhund und doch würde ich nicht jedem diese Rasse uneingeschränkt empfehlen. Sie ist eben ein Arbeitstier, welches kein Ende kennt – weswegen man in den ersten Zeit hauptsächlich das „Zur Ruhe kommen“ trainieren muss. Bei Emmely hat es mit sehr konsequentem Boxentraining übrigens gut ein Jahr gedauert, bis sie sich nach einem Spaziergang entspannen konnte und nicht noch ewig auf der Suche nach einem Abenteuer durch die Wohnung tigerte. Spaziergänge, bei denen man sich angeregt mit anderen Zweibeinern unterhält oder einfach seinen Gedankengängen nachhängt, nutzt sie sofort aus, um die Gegend außerhalb meiner Sichtweite unsicher zu machen. Sie braucht die körperliche und geistige Auslastung, andernfalls würde sie auch mal Dinge in der Wohnung kaputt machen. Wichtig ist die Balance zwischen Ruhe und Auslastung, denn Emmely gewöhnt sich schnell an immer mehr Spiel und Spaß und fordert das dann auch ein. Darum gibt es bewusst arbeitsfreie Tage bei uns.

 

Ich liebe ihre Albernheit, ihren Drang etwas Neues zu erlernen, ihr kuschelig-weiches Fell, ihre lustigen Augen, das freundliche Wesen und die manchmal aufdringliche Art, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie lebt das Motto frei nach Pippi Langstrumpf: „Lass dich nicht unterkriegen. Sei frech, wild und wunderbar“ und trifft damit mitten in mein Herz. Sie ist oft mein Spiegel und hat sich ihren Lieblingszweibeiner mit so großer Sorgfalt ausgewählt, dass er nun sogar zu meinem Lieblingsmenschen geworden ist. Nach zwei Jahren an meiner Seite, kennt sie mich fast besser als ich mich selbst..

Der Text könnte an dieser Stelle enden.

Doch dann kam Hazel.

Hazel bellt. Hazel beschützt und ist sehr wachsam. Hazel hat langes Fell, welches wöchentlich gebürstet werden muss, weil es sonst verfilzt. Der Wildfang kommt ohne Box ganz wunderbar zur Ruhe, aber seit Kurzem nicht mehr drinnen. Hazel findet die meisten Menschen super und kuschelt gerne mit jedem, am Liebsten vom Schoß aus. Körperkontakt ist für sie unglaublich wichtig. Und als ich schrieb, dass Emmely manchmal eine aufdringliche Art hat, wusste ich nicht wie wie lächerlich das zwei Jahre später klingen sollte.

Auch auf Hazel treffen also eine Vielzahl der typischen Rassenmerkmale eines Australian Shepherds zu. Und Emmely und Hazel haben auch einige gemeinsam: Beide lernen sehr schnell, hinterfragen auch mal meine Aufforderungen, bewegen sich gerne und sind beim Spielen oft ungestüm und manchmal auch ziemlich ruppig.

Aber egal was sie tun, sie tun es meist mit einer gewissen Leichtigkeit und einer Portion Humor.
Und das versuche ich auch.
Und vielleicht ist das mit ein Grund, warum ich die Hunderasse so gerne mag.

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