Das Indianermädchen und ich arbeiten mit Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen. Allen gemeinsam ist die Diagnose Autismus. Die Form der Beeinträchtigungen, die damit einher gehen können, sind jedoch sehr unterschiedlich.
Einige unserer Klienten haben zusätzlich eine geistige Beeinträchtigung und/ oder nutzen nur sehr eingeschränkt Sprache, um zu kommunizieren.
Wie das Indianermädchen mich hier bei der Förderung von Sprache unterstützt, möchte ich euch heute erzählen.
Sören ist 7 Jahre alt und besucht die Eingangsklasse einer Schule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.
Er ist ein aufgeweckter Junge, der sich gerne mit Bausteinen und Eisenbahnen beschäftigt.
Wenn er mit Lego- Bausteinen spielen möchte, dann sagt Sören zum Beispiel „Lego“ oder auch „Sören möchte mit Lego spielen“. Eigentlich spricht Sören ganz viel und manchmal sogar ununterbrochen, doch häufig sind es Sätze und Worte, die er irgendwann gehört hat und genauso wiederholt, unabhängig davon, ob sie gerade in den Kontext passen oder nicht. Echolalie nennt man das dann.
Ein Ziel der Therapie ist es, dass Sören Sprache häufiger nutzt, um Bedürfnisse mitzuteilen .
Doch wie kann das Indianermädchen dabei helfen?
Sören findet Emmely sehr spannend, besonders dann, wenn sie sich schnell bewegt. Und das Indianermädchen ist besonders schnell, wenn es ums Futter geht. Also darf Sören das Futter vom Indianermädchen durch den Raum werfen. Wenn es dann nach dem „Okay“ los stürmt, freut sich Sören immer sehr und lacht laut. Und möchte gleich nochmal.
Und weil wir ja Sprache fördern wollen, soll Sören das auch verbal äußern – er könnte sich natürlich auch einfach noch mehr Futter aus dem Futterbeutel nehmen. Aber den habe ja ich, so dass er zunächst immer fragen muss. „Noch mehr Hundekekse“ oder „nochmal werfen“ reicht jetzt zum Anfang erstmal. Dann bekommt Sören also den nächsten Hundekeks (wenn er sich selbst nehmen dürfte, wäre der Beutel ratzfatz leer, weil Sören die Kekse am Liebsten – wie beim Karneval – mit beiden Händen verteilt), das Indianermädchen muss sich hinlegen – also sage ich „Platz“ – Sören wirft und mit dem Signalwort darf das Indianermädchen sich das Futter holen.
Inzwischen hat sich Sören den Ablauf gut gemerkt und sagt nun manchmal selbst „Platz“ oder „Okay“ und das genau zum richtigen Zeitpunkt.
Nun fragt ihr Euch vielleicht, was es dem Sören nun im Alltag bringt, wenn er nach Hundekeksen fragen oder einen Hund ins Platz schicken kann. Sören soll vorallem Spaß daran haben, Sprache zielgerichtet zu benutzen und sich in vielen unterschiedlichen Situationen als selbstwirksam erleben.
Daher schicke ich Emmely auch manchmal vor die Tür und lasse sie dort warten, während ich zurück in den Raum zu Sören gehe und die Tür anlehne. Dann rufen wir „Emmely“ und freuen uns, wenn die Tür schwungvoll aufgestoßen wird und das Indianermädchen herein gerannt kommt.
Später kann ich mit Sören vielleicht mal üben, dass das Indianermädchen verschiedene Gegenstände bringt – Möglichkeiten zur Sprachförderung mit dem Indianermädchen gibt es jedenfall viele, man muss nur ein bisschen kreativ sein *zwinker*
Übrigens hat uns Sören’s Mama erzählt, dass Sören nun mehr Interesse an den Hunden seines Onkels zeigt und ihnen ebenfalls die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ sagt.
5 Gedanken zu “Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission ** Sprache fördern bei Sören**”
Das klingt toll, ich würde mich sehr freuen, wenn du uns über Sören's Fortschritte informieren könntest und bin gespannt, was er durch Emmely's Hilfe sprachl. noch dazu lernt. 🙂
Wie lange arbeitet ihr im Durchschnitt, bevor Sören eine Pause benötigt?
Liebste Grüße und weiterhin viel Erfolg und alles erdenklich Gute dem Kleinen wünschen
J&C
Ich finde das voll spannend! Und wenn es um Kekse geht ist doch alles supi 😉 da würde ich auch mitmachen!
Schlabbergrüße Bonjo
Hui, wie toll! Also, ich finde euren Job wirklich wahnsinnig spannend – es ist total interessant, zu sehen bzw. zu lesen, wie Therapien mit Hund nun wirklich funktionieren. Danke, dass ihr uns immer so einen tollen Einblick ermöglicht <3 Liebe Grüße, Sabrina mit Bella (die ganz neidisch wegen des tollen Jobs ist!)
Bevor Sören eine Pause benötigt? Eher das Indianermädchen *schmunzel*
Also Sören darf das bis zu einer halben Stunde lang etwa machen, danach braucht das Indianermädchen eine Pause- und kommt dann in die Box. Sören zieht sich manchmal auch schon vorher aus dem Kontakt, das heißt, er beschäftigt sich mit etwas anderem, häufig kommt er aber dann von selbst wieder zu uns. Das ist übrigens ein weiteres Therapieziel: Nämlich über längere Zeit im Kontakt sein und sich auf eine Sache konzentrieren.
Wir geben uns Mühe, auch zwischendurch mal von Sören zu berichten — über Sprachförderung allgemein wird es noch häufiger gehen *zwinker*
Liebste Grüße
Huhu ihr Lieben,
wieder ein sehr interessanter Beitrag zu eurer 007-Serie, danke dafür! 🙂
Emmely kennt ja dermaßen viele Kommandos, dass Sören sich sicherlich noch oft überwinden und zielgerichtet sprechen muss, wenn er bei ihr etwas erreichen will.
Ich muss gleich mal stöbern gehen, was ich so verpasst habe in den letzten zwei Wochen.
Liebe Grüße,
Mara und Abra