Ich habe mir vorgenommen Euch mehr an unserem THS Training und Turnieren teilhaben zu lassen – mitunter ist das nämlich doch auch spannend. Und unsere Erlebnisse auf der Landesverbandsmeisterschaft im Geländelauf sind definitiv erzählenswert!
Der Stand der Dinge
Da ich Euch aber schon länger nichts mehr aus der Kategorie „Hundesport“ berichtet habe (und vermutlich nicht jeder die Beiträge zu Canicross gelesen hat) gibt’s erstmal eine kurze Zusammenfassung zum aktuellen Stand der Dinge: Tina, eine Freundin aus dem Verein konnte letztes Jahr kein Geländelauf mit ihrer eigenen Hündin Tsunami machen, da diese sich noch von einer Operation erholen musste. Und so kam es, dass sie mit Emmely den Geländelauf trainierte und ich mit Hazel. Emmely ist es durch unsere Arbeit mit den Klienten sowieso gewöhnt auch mit anderen Menschen zu arbeiten, Hazel ist ja sowieso ein totales „Mamakind“ und außerdem hatte ich Hazel ja auch unter dem Aspekt ausgewählt, dass ich mit ihr später mal sportlich aktiv sein möchte – daher also diese Aufteilung. Und so starteten wir dann auf den ersten Turnieren. Emmely ist zwar gewöhnt mit anderen Menschen zu arbeiten – Geländelauf aber ist auch für sie Neuland gewesen und so arbeiten Tina und das Indianermädchen hart daran, dass man auch vom Frauchen, also mir, weglaufen kann.
Jetzt, nach 6 Monaten Training, rastet Emmely vor Freude förmlich aus, wenn sie mitbekommt, dass wir laufen gehen. Wenn Hazel und ich den Vorläufer machen und Tina mit Emmely nach uns starten, dann zieht Emmely wie ein Berseker – und auch wenn jemand anderes vorläuft, lässt sie sich inzwischen davon anstecken und gibt Gas. Ganz ohne Vorläufer zieht sie jedoch noch nicht die kompletten 2 km durch, trabt dann aber immerhin fröhlich vor oder neben Tina her. Von anfangs 9:52 haben sich die Beiden auf eine Zeit von Bestzeit von 8:08 gearbeitet. Also tolle Voraussetzungen für eine weitere Quali-Zeit, um an der Bundessiegerprüfung (BSP) im Juli zu erreichen. Das war also der Plan! Außerdem war Tinas Hündin Tsunami wieder so fit, dass sie mit ihr ebenfalls die 2 km laufen wollte. Zwei mal 2000 m auf einem Turnier: Fand ich ziemlich beeindruckend – auch weil ich das, glaube ich , wohl nicht schaffen würde – weswegen ich ja auch nur mit einem Hund immer starte…
Der Plan für Hazel und mich: Unsere Bestzeit war 6:58 und wir hatten sogar schon in den letzten Turnieren die drei erforderlichen Quali- Zeiten zur BSP erlaufen. Die Landesverbandsmeisterschaft bot uns aber die Möglichkeit nochmal an unserer Bestzeit unter Turnierbedingungen zu arbeiten. Außerdem zeigte sich auch bei Hazel: Ohne Vorläufer zieht sie – vor allem bei den wärmeren Temperaturen – nur die ersten 1000 – 1500 Meter und dann trabt sie nur noch vorneweg.
Da das Turnier von unserem Verein ausgerichtet wurde, befand sich die Geländelaufstrecke auch in unsere Nähe und wir nutzen die Gelegenheit, um dort auch ein paar Mal zu trainieren. Wenn die Mädels den Weg kennen, spart man sich unter Umständen ein bisschen Puste, weil man den Weg nicht ansagen muss… Außerdem führte die Strecke direkt am See entlang, den Emmely und Hazel bisher nur als großartige Badestelle kennen gelernt hatten – und als zusätzliche Schwierigkeit wohnen da gerade eine Menge junger Enten und Gänsefamilien. Wobei ich sagen muss: Das Wasser an sich war für Beide deutlich verlockender als das Vogelvieh – vorallem Hazel liebt Wasser ja einfach abgöttisch.
Freitag früh um 6 Uhr trainierten wir zum letzten Mal, da war es von den Temperaturen noch kühl genug und der See bis auf die gefiederten Bewohner – auch ziemlich leer. Wir machten ein kleines Intervalltraining von 800m, 600m und 400m und zwischendrin kurze Gehpausen. Die letzte Gehpause nutze Hazel dann auch noch sehr gründlich aus und badete in einer riesigen Pfütze direkt am Weg. Wir waren also bestens vorbereitet.
Sonntag: Geländelauf 2000 m
Wir fanden uns erneut früh am See wieder. Wie immer starteten zuerst die 5000m und dann die 2000m Läufer. Ein Blick auf die Starterliste verriet: Im Mittelfeld sollten Hazel und ich starten, direkt hinter uns Tina mit Tsunami und schon 8 Minuten später sollte Tina dann mit Emmely wieder laufen – als vorletzte Starterin. 8 Minuten. Keine Pause zwischen den beiden Läufen und dazu kam, dass sich Ziel und Start ja auch nicht direkt beieinander befanden. Tina tat mir direkt ziemlich leid! Wir klärten also mit dem Leistungsrichter ab, dass es sein könnte, dass Tina ein paar Minuten später an den Start mit Emmely gehen würde, da man ja vorher gar nicht festlegen konnte, wie viele Minuten sie für den Lauf mit Tsunami brauchen würde – und dann müsste sie ja auch Emmely noch kurz auf den Lauf vorbereiten. Außerdem wollte Naomi, ebenfalls eine Läuferin aus unserem Verein, am Ende mit ihrer Hündin außerhalb der Wertung starten – was uns ein bisschen Hoffnung für eine gute Laufzeit gab. Wie ja schon vorhin gesagt: Emmely braucht zur Zeit noch einen Vorläufer um durchgängig zu ziehen. Zwischen den einzelnen Starts liegen immer 30 Sekunden und da Tina wohl nicht pünktlich an den Start gehen würde, würde Emmely keinen direkten Vorläufer haben. Die beiden Frauen, die aber nach Tina und Emmely noch starten sollten, sind sehr sehr schnelle Läuferinnen (Naomi zum Beispiel gewinnt regelmäßig die Geländeläufe in 5000m und 2000m – und zwar nicht nur in ihrer Altersklasse w35, sondern ist meist auch noch Tagessieger ) und würden die Beiden eh einholen – und somit hätte Emmely ja wieder Vorläufer. Außerdem überlegten wir uns, dass es taktisch klug wäre, wenn Emmely sehen würde, wie ich starte, damit sie ebenfalls im Kopf hat: „Da ist das Frauchen lang gelaufen – ich muss hinterher. “ Denn bislang klappt es noch nicht 100%, dass Emmely auch zuverlässig zieht, wenn ich noch am Start stehe. Eine Freundin sollte Emmely also halten und mit ihr warten, bis Tina erneut am Start sein würde. Wie bei vielen anderen Hunden auch, pusht die ganze Atmosphäre beim Turnier und wirkt triebsteigernd. Alleine das Zuschauen bewirkt also bei Emmely und Hazel schon, dass sie selbst wahnsinnig gerne laufen wollen. Allerdings hat langes Zuschauen auch den Nachteil, dass es Energie kostet – gerade weil beide Aussiemädchen ziemlich bellen (Hazel) beziehungsweise vor Freude schreien (Emmely).
Es blieb uns aber nichts anderes übrig und dann musste ich mich auch schon für Start bereit machen – aus den Augenwinkeln bekam ich noch mit, dass Tsunami wohl auch schon richtig Lust zum Laufen hatte und so plötzlich zog, dass Tina auf der Wiese ausrutschte. Hazel und ich machten uns bereit, schauten noch unserem Vorläufer nach und dann begann schon der Countdown: 10, 9, 8, …, 1 GO!
Hazel und ich liefen los – bei den Wegkreuzungen gab ich nur kurze Kommandos „RECHTS“ – „LINKS“ und feuerte sie gleich danach mit einem „Hazel ZIEH“ und „PRIMA“ an – ansonsten sparte ich mir meine Puste. Das wir die Strecke vorab trainiert hatten, half uns sehr, denn Hazel lief sehr sicher den Weg entlang, sodass wir da keine Zeit verloren. Nach etwa einem Kilometer hatten wir unseren Vorläufer eingeholt – obwohl dieser ebenfalls ein ordentliches Tempo vorlegte. Und genau deshalb entschied ich mich dazu, dass wir ihn erstmal nicht überholen würden. Ich schätzte unsere Zeit ganz gut ein, zumal wir uns theoretisch bereits für die Bundessiegerprüfung qualifiziert hatten und so würde es vielleicht klappten, dass Hazel die zwei Kilometer durchzieht. Viel schneller als unserer Vorläufer wären wir eh nicht gewesen, das heißt wir wären vermutlich immer nur knapp vor ihm gelaufen. Also verlangsamte ich mein Tempo etwas, so dass Hazel mehr im Zug arbeiten musste und nicht an unserem Vorläufer vorbei kam. Das wiederum pushte unseren vierbeinigen Vorläufer, sodass dieser das Tempo erhöhte um nicht überholt zu werden. Ich kann Euch sagen: Das hat richtig, richtig Spaß gemacht (auch wenn man mir es bei Fotos nie ansieht – aber zum Lächeln habe ich meist einfach keine Kraft..).
Etwa 200 Meter vor dem Ziel – wir konnten es schon sehen und die Anfeuerungsrufe hören, dachte ich mir: “ So noch ein Endspurt – wir überholen jetzt!“ Ein „Go“ für Hazel und wir setzten zum Überholen an – und dann kam die große Pfütze am Wegesrand.
Obwohl ich Hazel deutlich machte, dass zum Baden jetzt nun wirklich der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist, ließ sie es sich nicht nehmen, sich wenigstens einmal kurz ins Wasser HINEINZULEGEN.
Der Wildfang ist in Wirklichkeit ein Fisch – gefangen im Körper eines Aussies. Immerhin: Danach raste sie unserem Vorläufer hinterher, der letztendlich aber vor uns Ziel kam. Für die beiden war es übrigens erst der zweite Geländelauf überhaupt und mit einer Zeit von 7:09 Minuten war das eine ziemlich großartige Leistung! Nochmal herzlichen Glückwunsch Luis – und wie schon gesagt: Beim nächsten Turnier machen wir es genauso …
Durch das tolle Ziehen durch unseren Vorläufer hatten wir ebenfalls eine großartige Zeit geschafft: 06:43! Ich war super stolz auf mein Mädchen und nun warteten wir gespannt auf Tina und Tsunami, die auch kurz nach uns in Ziel mit einer Zeit von 7:20 gerannt kamen. Und das obwohl Tsnumai, wie Tina uns später erzählte, am Anfang ständig Richtung See zog und sie dadurch wertvolle Sekunden verloren hatten. Aber für den ersten Geländelauf in der Saison und nach der OP war das ein mega tolles Ergebnis! Für Tina hieß es nun also kurz klar kommen – Luft holen um dann die 350 Meter zur anderen Seite des Sees zu laufen, wo sich der Start befand.
Also bei mir ist das nach so einem Lauf immer so, dass ich mich hinsetzen muss (soll man eigentlich nicht wegen dem Kreislauf), erstmal gar nicht sprechen kann und kurz vor dem Erbrechen bin – und Tina geht’s da ähnlich.
Nichtsdestotrotz machte sie sich aber auf den Weg, während Erik und ich gespannt am Ziel darauf warteten, dass wir Tina und Emmely gleich am gegenüberliegenden Ufer entlang rennen sehen würden. Der Lieblingszweibeiner war mit seiner Kamera gewappnet und sagte irgendwann: „Da läuft Emmely“. Und tatsächlich: Emmely rannte mit einem Affenzahn die Laufstrecke entlang. Selbstbewusst, weil sie die Strecke ja kannte und wusste, was zu tun ist. Richtig toll!
Blöd war halt, dass sie da ganz alleine lief. Im Zuggeschirr, aber ohne Tina hinten dran. Während wir noch rätselten, was da wohl los ist, hatten die Streckenposten Emmely ebenfalls ohne zugehörigen Zweibeiner registriert und stellten sich ihr in den Weg, um sie umkehren zu überreden. Dann sahen wir auch schon Tina, die das verrückte Indianermädchen rief und das verrückte Indianermädchen überlegte sich wohl, dass es besser wäre mit einem Zweibeiner gemeinsam zu laufen. Die beiden liefen zurück Richtung Start und kurz danach rannte Emmely erneut den Weg entlang. Diesmal im Team mit Tina.
In der Zwischenzeit befand Hazel, dass sie jetzt ja schon ziemlich lange artig gewartet hatte und beschloss scheinbar die Aufregung, die um sie herum herrschte, mal aufzugreifen. Und bellte. Was Emmely – noch auf der anderen Seite des Sees – natürlich hörte und nun lieber den kurzen Weg direkt über den See nehmen wollte. Kurz danach verschwanden beide aber aus unserem Sichtfeld und dann konnten wir sie auch schon auf unsere Seite sehen und natürlich rufen. Emmely gab nochmal Gas und dann kamen Tina und Emmely mit einer Zeit von 8:48 Minuten ins Ziel.
Und dann klärte sich die ganze Sache auf: Tina hatte in der Eile beim Tausch der Hunde ihre Jörigleine bei Tsnuami am Geschirr dran gelassen. Emmely hatte zwar ebenfalls ihre am Geschirr, allerdings verwenden Tina und ich unterschiedliche Systeme um die Leinen am Bauchgurt zu befestigen, sodass sie die Jöringleine erstmal komplett vom Geschirr abmachen musste. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und Emmely nutzte die Gelegenheit und startete. Aus ihrer Sicht hatte sie ja auch lange genug gewartet und vermutlich hatte sie auch mitbekommen, dass es zwischendurch Verwirrung am Start gab und die falsche Info, dass Tina gar nicht ein zweites Mal laufen würde, weil sie vor dem Start mit Tsunami hingefallen war und sich verletzt hatte. Dass hatte auch dazu geführt, dass die beiden Läuferinnen, die ja eigentlich noch nach Tina und Emmely starten sollten, schon los gelaufen waren.
So eine Aufregung – so viel Verwirrung!
Auch wenn Tina und Emmely ihre Qualizeit um 3 Sekunden verfehlt haben und daher wohl nicht auf der Bundesiegerprüfung in diesem Jahr starten werden, haben die Beiden eine tolle Leistung gezeigt und ich bin sehr stolz! Schließlich hatte Tina schon einen Lauf hinter sich und Emmely hatte gut 10 Minuten gewartet, bereits 600m Sprint im Alleingang hinter sich und musste anschließend die 2 km ohne Vorläufer absolvieren – dass soll den Zweien erstmal jemand nachmachen … Und ich bin mir sicher – es ist noch Luft nach oben und dann klappt es vielleicht nächstes Jahr für Emmely mit der Bundessiegerprüfung.
Vor dem Wettkampf ist nach dem Wettkampf
Ende Juli findet das die BSP in Flaesheim statt und bis dahin werden wir auch weiter fleißig trainieren. Für Hazel und mich ist es unsere erste Turniersaison überhaupt und niemals hätte ich damit gerechnet, dass wir es dann sogar gleich zum Landesmeister in unserer Altersklassen schaffen. Die Konkurrenz ist auf der BSP sicherlich stärker, aber dabei zu sein wird sicherlich ein tolles Erlebnis für uns werden.
Neben den Geländeläufen trainieren Hazel und ich übrigens wieder häufiger mit Geräten, mit dem Ziel bis zum Ende des Jahres auch an einigen kleinen Turnieren im Dreikampf bzw im CSC zu starten. Die kleine Maus ist nämlich – wie ihr Euch ja denken könnt – auch da super schnell und wer weiß: Vielleicht dürfen wir ja dann im nächsten Jahr auf der Landesverbandsmeisterschaft in einer CSC Mannschaft starten. Mit Emmely möchte ich auch wieder im Vierkampf starten – allerdings nicht mehr mit dem Ehrgeiz unbedingt die Qualis für den Aufstieg in VK 3 zu schaffen, sondern wirklich nur Just for Fun. Den CSC werden wir aber ebenfalls etwas ernsthafter angehen – eine CSC Mannschaft mit Emmely und Hazel hätte auf jeden Fall ein gutes Potenzial.
Wir lassen uns überraschen wohin die Reise noch gehen wird.
Bis ganz bald.
Übrigens: Erik und ich haben uns für das Wasserzeichen im Foto etwas Neues überlegt: Bislang war es ja so, dass Fotos, die ich gemacht und bearbeitet hatte, nur das Wasserzeichen von „Indianermädchen & Wildfang“ trugen. Hatte Erik die Fotos jedoch gemacht, dann konntet ihr das an seinem „Erik Räven“ mit dem Fuchs und dem „Indianermädchen & Wildfang“ Wasserzeichen erkennen. Mit dem neuen Logo ist es nun so, dass wir es einheitlicher haben – auch, weil Erik ja jetzt genauso „behütet & geliebt“ ist, wie ich. Seine Fotos haben ab jetzt ein rotes Wasserzeichen und meine ein türkises Wasserzeichen. Die Fotos heute sind also alle von ihm, bis auf das von Tina und Tsnuami – das ist von Sarbina van Houtum fotografiert. Vielen Dank, dass ich das verwenden darf.
Ein Gedanke zu “Von einer Planschpause und einem Sprint im Alleingang”