Indianermädchen @Work [„Frau Karlsson, ich habe Sie leider nicht verstanden“]

Und schon gibt es einen neuen Beitrag zu meiner Arbeit mit Emmely. Und ich habe mir fest vorgenommen, dass ich wieder regelmäßiger darüber berichte. Heute möchte ich euch von Frau Karlsson erzählen.

Nur kurz – für die Neuen unter Euch: Natürlich heißt Frau Karlsson nicht wirklich Frau Karlsson. Alle Klienten über die ich hier so schreibe, bekommen einen schwedischen Namen, weil die so schön klingen und ich natürlich der Schweigepflicht unterliege. Auch darum werdet ihr keine Fotos in diesen Beiträgen finden – es sei denn, ich stelle ich meiner Freizeit mal welche mit Material nach oder so — von Klienten aber eben keine.
Kommen wir aber zurück zu Frau Karlsson: Frau Karlsson ist 42 Jahre und seit knapp einem Jahr bei mir in Therapie. Im Gegensatz zu all meinen anderen Klienten hat sie keine Autismus – Diagnose, sondern Trisomie 21. Da sie aber einige Zwänge in den letzten Jahren entwickelt hat, sich nicht gut anderen Menschen gegenüber abgrenzen kann und ihr es sehr schwer fällt, sich Anderen mitzuteilen, ist sie nun bei uns in Therapie.
Frau Karlsson hat zwar aufgrund der Trisomie eine geistige Behinderung, aber sie verfügt über ein großes Sprachverständnis,kann lesen und schreibt sehr gerne.
Sie spricht allerdings nur sehr, sehr wenig und versucht sich stattdessen mit Blicken und Gesten mitzuteilen – aber auch diese sind nur sehr zaghaft und häufig nicht verständlich. Wenn sie spricht, dann meist sehr leise und häufig nur wenige Worte.
Eines der Therapieziele ist deshalb eine deutlichere und klarere Kommunikation durch Sprache. Und ich kann Euch sagen, ich habe eine Menge im letzten Jahr ausprobiert, aber nicht DEN richtigen Weg gefunden. Therapie funktioniert eben nicht einfach nach Schema F…
Vor ein paar Wochen war ich mal wieder mit Emmely in der Mittagspause spazieren und als ich zurück kam, saß Frau Karlsson schon im Wartebereich – und da sie so interessiert guckte, hab ich sie einfach mal gemeinsam mit Emmely begrüßt. Und erst da erfuhr ich von ihrem Betreuer, dass Frau Karlsson Tiere sehr gerne mag und im Streichelzoo die Ziegen immer ausgiebig streichelt.
Tja und so habe ich Emmely dann einfach mal mitgenommen.
Bis jetzt haben wir erst zwei gemeinsame Therapiestunden mit dem Indianermädchen gehabt, aber ich glaube, dass könnte ein guter Weg sein.
In der ersten Stunde haben sich Frau Karlsson und Emmely erstmal kennen gelernt: Das hieß in diesem Fall auf den Teppich setzen, Futter werfen, beschnuppern, Regeln besprechen und streicheln. Ein wenig unsicher war Freu Karlsson schon, wenn ihr Emmely ganz nah kam – und da habe ich das erste Mal ein klares, deutliches „Nein“ von ihr gehört.
Letzte Woche habe ich dann unseren neuen Würfel mitgenommen, auf dem Fotos von Tricks zu sehen sind. Frau Karlsson hat zunächst nur gewürfelt und den Trick vorgelesen und ich habe ihr den mit Emmely gezeigt.
Am Ende der Stunde hat sie auch den Trick, wo man Futter auf die Pfoten legt und der Hund erst bei „Okay“ fressen darf, selbst ausprobieren wollen.
Anfangs war das gar nicht so einfach, denn Emmely fühlte sich überhaupt nicht angesprochen, weil Frau Karlsson sie nämlich weder anschaute, noch mit Namen ansprach und die Kommandos nur sehr zögerlich und leise gab..
Nachdem sich Frau Karlsson auf einem Zettel notiert hatte, was sie sagen möchte klappt es schon besser und ein paar Mal auch ganz ohne meine Mithilfe.
Mal schauen, ob wir mit Emmelys Hilfe dem Ziel einer deutlicheren Kommunikation näher kommen..

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