Handbuch für den Notfall [Wie man ein Indianermädchen beherbergt]

Wer mal den Wildfang plötzlich als Gast hat, kennt ja nun Dank der kleinen Bedienungsanleitung seine Macken und Vorlieben. Doch wer das Indianermädchen einlädt, sollte auch ihre schlechten und liebenswerten Angewohnheiten kennen. Und da gibt es Einiges zu beachten..

Fangen wir mal mit dem kürzeren Teil an:

 
 Das mag ein Indianermädchen nicht:
1. Und das ist mir wirklich, wirklich wichtig und Emmely sicherlich auch: Von oben den Kopf streicheln. Bitte nicht. Ich kenne nur wenige Hunde, die das von Fremden mögen, Emmely mag das aber auch nicht von Freunden oder mir. Und überhaupt möchte sie selbst entscheiden, wann Kuschelzeit ist. Und vermutlich werdet Ihr nur selten in den Genuss kommen, vielleicht aber auch nicht. Dann seid aber nicht traurig, sie hat Euch trotzdem gern. 
2. Labbriges, weiches Obst und Gemüse. Schon gar nicht in großen Stücken. Früher gingen Gurke, Wassermelone und Co überhaupt gar nicht und landeten nach kurzer Bissprobe direkt wieder auf dem Laminat. Inzwischen geht es wenn die Stückchen klein sind.. Aber wahrscheinlich auch nur weil Hazel sie sonst bekommen würde..
3. Emmely versucht die direkten Begegnungen mit Schäferhunden und anderen großen Hunden, die bereits sehr steif gehen, zu vermeiden. Mit Schäferhunden bzw. Malinois hat sie leider schlechte Erfahrungen gemacht. Holt sie zu Euch ran, leint sie gegebenenfalls an und geht souverän an dem Hund vorbei. Keine Sorge, im Gegensatz zum Wildfang bellt und knurrt sie nicht. Ohne Leine macht sie in der Regel einen Bogen um diese Hunde.
4. Ungezogene Vierbeiner. Es kann schon mal vorkommen, dass Emmely einen anderen Hund zurechtweist, wenn dieser zum Beispiel nicht zu seinem Besitzer zurückkehrt obwohl dieser bereits nach ihm ruft. Das mag ich allerdings auch nicht. Also unerzogene Hund auch nicht, aber Emmely hat da nicht das Recht sich einzumischen. Das weiß sie in der Regel auch und macht es manchmal trotzdem. Bei mir weiß sie, dass es da ziemlich Ärger gibt. Euch bitte ich aber einfach. dass mit einem strengen „Nein“ zu kommentieren und sie kurz an die Leine zu nehmen, bis der Hund aus der Sichtweite ist.
Das mag ein Indianermädchen:
1. Essen. Ähnlich wie der Wildfang ist das Indianermädchen wie die Raupe Nimmersatt. Dennoch: Ich kann hier zu hause Essen in ihrer Reichweite stehen lassen und den Raum verlassen. Trotzdem: Wenn Ihr sie alleine lasst, stellt es lieber weg. Keine Sorge, Schubladen oder Ähnliches macht sie nicht auf. Draußen müsst Ihr aber ein Auge darauf haben: Wenn sie nämlich was findet, könnt Ihr Glück haben und sie rennt nur weg, um es anschließend für die nächste Diätphase zu bunkern. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie schnell wegläuft und es möglichst schnell herunterschluckt.
2. Ihre Box. Falls Ihr auch die Box für Emmely da habt, lasst ruhig immer die Tür offen: Gerne zieht sie sich dort zum Fressen oder Schlafen zurück. Wenn Ihr mal weg müsst, muss sie aber nicht in der Box bleiben, kann sie aber. Ansonsten fühlt sie sich auch in einem Raum mit ihrer Box wohl. Bitte nur nicht die ganze Wohnung, auch wenn Ihr es gut meint, aber sie kommt besser auf kleinem Raum zur Ruhe
3. Das Indianermädchen schläft ansonsten gerne auf dem Fußboden oder an eurem Fußende. Dafür macht sich auch extra klein und legt höchstens ihren Kopf auf eure Beine..
4. Emmely spielt gerne Frisbee oder sucht ihren Dummy – sofern es dafür ab und zu etwas zu Fressen gibt, aber das ist schließlich kein Problem, weil Ihr die komplette Tagesration ruhig aus der Hand und unterwegs füttern könnt. Am allerliebsten mag sie übrigens Quietschspielzeug aus Gummi.
Foto von Winterhoff Photography
5. Kaninchen. Katzen. Vorallem wenn sie weglaufen. Denn dann kann man so schön hinterher laufen. Das wiederum mag ich aber überhaupt nicht. Daher darf sie nur in Gebieten frei laufen, wo ihr wisst, dass dort keine Kaninchen sind. Abends und frühmorgens aber eh nicht – da sind nämlich immer Hasen unterwegs. Und auch an Straßen und in Wohngebieten muss das Indianermädchen an der Leine bleiben, Katzen gibt es da schließlich auch irgendwo immer. Und Emmely ist dann nur zu 80 % abrufbar.
6. Fremdes Hundespielzeug. Und das klaut sie auch gerne. Also achtet auf andere Hundebesitzer, die vielleicht gerade einen Ball werfen.. Bälle stehen bei ihr ganz hoch im Kurs und die bekommt Ihr auch nur wieder, wenn Ihr ihr eine Menge Futter im Tausch dafür anbietet. Und beeilt Euch: Die sind leider auch ruckzuck mit den Backenzähnen kaputt gemacht.. Ich kann sie auch mit strafenden Blicken und „Nein“ bei mir behalten (zu 99% jedenfalls), aber Euch empfehle ich lieber sie kurz an die Leine zu nehmen. 
7. Gesellschaft. Klar, mag ja jeder Hund. Aber wirklich: Sie ist gerne einfach dabei. Egal ob Ihr euch auf einen Kaffee in der Stadt trefft oder auf eine Geburtstagsparty geht. Und das könnt Ihr auch ruhig. Sie kennt Fahrten mit dem Auto, Bus, Bahn, Zug und falls ihr mit dem Schiff oder Boot nach Hause fahrt – auch das kennt sie und ist kein Problem. Sie mag Kinder, kennt Luftballons und hat kein Problem mit lauten Geräuschen. Natürlich sollte das mit der Musik im Rahmen bleiben. Und ganz wichtig: Achtet darauf, dass ihr dem Indianermädchen auch mal die Zeit zum Schlafen gebt. Sie würde von selbst nie lieber zu hause bleiben. 
Dazu ein kleines Beispiel: Emmely war etwa 1 Jahr alt und blieb fürs Wochenende bei meinen Eltern. Da das Wetter toll war und es eine Menge im Garten zu tun gab, durfte Emmely gut 10 Stunden draußen im Garten verbringen. Oft auch an der Schleppleine, damit sie den Kater nicht ärgern konnte. Dafür spielten meine Eltern dann aber ab und zu mit ihr. Und das 2 Tage lang. Klingt erstmal ziemlich schön oder? Meine Eltern berichteten mir, dass Emmely abends dann ganz brav im Flur geschlafen habe. Joa, die Quittung bekam ich dann die nächsten Wochen: Emmely kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe, sprang mich an, kratzte mit ihrer Pfote an mir, und forderte mich ständig zum Spiel auf. Meine Eltern hatten es nur gut gemeint. Und mich immer belächelt, wenn ich Emmely als Welpe auch zwischendurch zum Schlafen in die Box gesteckt habe, weil sie sonst einfach nicht genug geschlafen hätte. Emmely war aber draußen im Garten überhaupt nicht zur Ruhe gekommen, auch nicht an der Schleppleine. 
Das wäre heute sicherlich nicht mehr so extrem, aber doch noch ähnlich.
8. Quatsch. Lasst Euch nicht von den (fast) vier Lebensjahren täuschen. Für das Indianermädchen ist das kein Grund jetzt plötzlich langweilig zu werden – zum Glück! Achtet auf ihre Ohren: Stehen sie oder sieht sie wie ein Kein-Ohr-Indianermädchen aus? Dann führt sie sicherlich etwas im Schilde! Auch wenn ihr Schwanz in kleinen Bewegungen hin und her wackelt ist das ein sicheres Zeichen für Quatsch.
Im Vergleich zum Wildfang ist Emmely ein recht einfach zu händelnder Hund. 
Auf jeden Fall ein Goldschatz, mit der man ebenfalls viel Spaß hat.

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