Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission [gleich mal 3]

Schon lange, lange habe ich mir vorgenommen, mal wieder etwas von unserer Arbeit zu erzählen. Aber der Wildfang dominiert (noch) unseren Alltag und fordert viel, viel Aufmerksamkeit. Dafür gibt es jetzt aber gleich drei kleine „Geschichten“, ich berichte nämlich einfach von den drei Therapiestunden, die ich heute gemeinsam mit Emmely hatte.

Unsere erste Stunde hatten wir mit Sören.
Manchen von Euch ist der Name bereits bekannt, denn Anfang des Jahres hatte ich bereits von ihm erzählt – ihr werdet merken: Im Bereich Sprache gibt es Fortschritte.

Sören

Wir wurden bereits freudig erwartet. Sören und die andere Therapeutin warteten bereits extra in einem Raum, wo ich meistens mit Emmely arbeite. Ich hatte ein langes Tau zum Spielen dabei und einen Futterbeutel, voll bis oben mit der Tagesration Trockenfutter.
In der letzten gemeinsamen Stunde hatte das Indianermädchen Sören suchen dürfen. Immer wieder hatte er sich hinter einer Säule versteckt, „Emmely such“ gesagt und darauf gewartet, dass Emmely in seinem Blickfeld auftaucht, um sich anschließend darüber halbtot zu lachen, während das Indianermädchen sich schnell bei mir die Belohnung abholte.
Und obwohl die letzte gemeinsame Stunde mit Emmely schon einige Wochen her ist, äußerte Sören gleich zu Beginn den Wunsch, dass Emmely suchen solle. Weil Flexibilität auch ein Förderziel von Sören ist, variiere ich häufig die Spiele. Außerdem soll es ja spannend für Emmely bleiben. Also habe ich Sören heute gezeigt, dass man auch das Futter verstecken kann. Also eher auf dem Boden verteilen. Hier zwei Bröckchen, da eins unter der Heizung oder dort auf dem Stuhl. Ganz schnell hatte Sören das Prinzip verstanden und schon verteilte er selbst ganz gewissenhaft das Futter, nicht ohne Emmely vorher zu sagen, dass sie warten muss. Später durfte sich Sören natürlich auch noch verstecken und vom Indianermädchen finden lassen. Heute haben wir auch zum ersten Mal getrickst und Sören hat mit Emmely „Dreh Dich“ und “ Hase“ gemacht. Das „Dreh Dich“ sogar mit Handzeichen – yeah!
Danach hatte Emmely erstmal eine Stunde Boxenstop, bevor es weiterging. Mit
Liam
Von Liam haben wir euch bislang noch nichts erzählt. Er ist 5 Jahre alt, spricht ein bisschen Deutsch und ein bisschen seine Muttersprache und mag gerne Musik, Seifenblasen und Schaukeln. Und Emmely. Wie bei Sören auch liegt der Förderschwerpunkt auch im Bereich Sprache. Zudem ist Liam aber auch sehr unsicher im Umgang mit Hunden. Auf der einen Seite findet er Emmely sehr spannend, aber wenn sie ihm zu nah kommt, sucht er meinen Schutz. Dann versteckt er sich hinter mir oder weicht zurück – manchmal schafft er es aber schon „nein“ zu sagen – nur nimmt das Emmely noch nicht ernst – da unterstütze ich Liam aber tatkräftig *zwinker*.
Mit Liam verbringe ich viel Zeit auf dem Boden und werfe dem Indianermädchen Futter zu. Gerade weil ich sie im Moment nicht regelmäßig mitbringe, braucht er besonders am Anfang ein wenig Zeit um sich an sie zu gewöhnen. Meist dauert es aber keine 10 Minuten und dann nimmt Liam meine Hand und führt sie so, dass ich Emmely direkt füttere und ihre Schnauze ganz nah an unseren Händen ist. 
Auch Liam habe ich heute gezeigt, dass Emmely sich um sich selbst drehen und Männchen machen kann. Das „Dreh Dich“ fand Liam besonders toll und wollte andauernd „nochmal“. Ich musste wirklich aufpassen, dass Emmely keinen Drehwurm bekommt – vor lauter Begeisterung könnte ihr das bestimmt passieren. Liam erkennt sie übrigens auch auf Fotos wieder und zu fremden Hunden, die er auf der Straße trifft, sagt er „das ist nicht Emmely“. Das so unterscheiden zu können, finde ich schon ziemlich cool. Auf dem Rückweg nehmen wir übrigens immer den Fahrstuhl. Zu dritt. Obwohl es da gaaaanz schön eng ist. Aber das ist für Liam kein Problem nach einer ganzen Stunde mit dem Indianermädchen.
Till
Unsere letzte gemeinsame Stunde hatten wir mit dem 13 jährigem Till. Auch von Till habt ihr bisher nichts gehört und da er bald bei mir aufhören wird, bleibt es wohl auch dabei. Till hat die Diagnose Asperger Syndrom und ADHS und interessiert sich sehr für Essen und Reisen. Tatsächlich hat Till schon sehr, sehr viel von der Welt gesehen und eine seinen Erzählungen nach kennt er die besten Restaurants für japanisches Essen und Burger. Till fällt es oft schwer, sich auf sein Gegenüber einzustellen, zu merken, wie dieser sich gerade fühlt und darauf angemessen zu reagieren. Dadurch wirkt er manchmal überheblich und es fällt ihm schwer Freunde zu finden und Bekanntschaften aufrecht zu erhalten. 
Die gemeinsame Arbeit mit Emmely hat eigentlich nur einen Nutzen: Gemeinsam Spaß haben.
Es macht den anderen Kindern auch Spaß mit Emmely und natürlich ist dass auch der Sinn der Sache – aber meist verfolge ich mehrere Ziele, wenn ich das Indianermädchen mitnehme.
Damit eine Therapie erfolgreich sein kann, muss sich ein Kind oder Jugendlicher (oder eben jeder, der die Therapie macht) sicher fühlen. Es muss eine Basis von Vertrauen zwischen Therapeut und dem Anderen vorhanden sein. Eine Beziehung, die auch mal einen anderen Standpunkt, eine andere Meinung aushalten kann.
Und das geht gerade bei Kindern und Jugendlichen über Spaß. Gemeinsam Spaß haben fördert so eine Beziehung. 
Also haben wir Spaß. 
Beim Kochen, Fußballspielen, Klettern, Basteln, Singen, bei Uno oder eben gemeinsam mit Emmely.
Heute haben wir eine ganze Etage mit 7 Räumen für uns gehabt und daher den Platz ausgenutzt und Emmely Futter, ihr Tau und meinen Schlüssel suchen lassen. 
Till hat sich die besten Verstecke ausgesucht und Emmely sie alle gefunden *zwinker* 
Therapie bedeutet Arbeit, aber oft macht sie auch viel, viel Spaß. 
Das gilt für das Indianermädchen und für mich. 
Und bestimmt auch für Sören, Lillebror, Lasse, Liam oder Till.
(Übrigens: Keine der Kinder und Jugendlichen heißen tatsächlich so. 
Wäre ja schon lustig, wenn die alle schwedische Namen hätten.)

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