Von wegen Perfekt [Alles eine Frage der Definition]

Auch der längste Urlaub geht mal vorbei und die 4 Wochen sind wie im Flug vergangen. Seit Montag hat mich also der Arbeitsalltag wieder – wobei, durch Hazel hat auch der sich ganz schön verändert. 

Der Wildfang ist nun 14 Wochen alt und wiegt 8 1/2 kg. Und im Moment stehen diese Dinge auf unserem Trainingsplan (die Reihenfolge ist hier allerdings nicht entscheidend):
  • Rückruf 
  • Sitz – in Kombination mit einigen Schritten Entfernung bzw. bis ich das Kommando auflöse
  • Platz – wie oben
  • an der Leine gemeinsam mit Emmely gehen
  • an der lockeren Leine laufen/  bei Fuß
  • Alleinebleiben – mit Emmely/ ohne Emmely/ in der Box / ohne Box
  • zur Ruhe kommen – vorallem in Anwesenheit mit dem Indianermädchen
  • Stubenreinheit
  • meins/deins 

    In der letzten Zeit habe ich das ein oder andere Video dazu bei Facebook und Instagram geteilt und eine Menge positives Feedback, ja sogar Komplimente bekommen, weil Hazel das schon so toll macht. Und immer wieder werde ich um Rat gefragt, was mich wirklich sehr freut.
    Ich habe mir aber dazu viele Gedanken gemacht und möchte ein paar davon loswerden:
    • Die Videos sind Ausschnitte aus unserem Training. Aus unserem Training – nicht aus unserem Alltag – wobei das Training natürlich in gewisser Weise auch zu unserem Alltag gehört.

    Aber es zeigt eben Situationen, in denen Hazel noch nicht müde, sondern eben sehr aufnahmefähig ist. Und vor so einem Video haben wir die Dinge schon einige Male ohne Kamera geübt.

    Also nur weil Hazel auf einem Video dreimal „Sitz“ oder „Platz“ macht, heißt das nicht, dass das auch genauso gut klappt, wenn wir gerade an einer großen Straße stehen oder da ein anderer Hund ist oder so ähnlich.
    • Ich habe zwar als Jugendliche in einer Hundeschule gearbeitet (das wissen nur die Wenigsten von Euch *zwinker*), ich bin aber kein ausgebildeter Hundetrainer. 
    Ich habe Emmely mit den Mitteln und Ideen erzogen, wie ich das für richtig halte – und meistens hat das gut geklappt. Viele dieser Ideen sind auch für Hazel passend. Und ich gebe gerne meine Erfahrungen und Ideen an Euch weiter, aber ihr müsst selbst entscheiden, ob sie wirklich zu Euch, eurem Hund und eurem Erziehungsstil passen. Außerdem gebe ich Tipps aufgrund eurer persönlichen Einschätzung des „Problems“ – ich selbst würde die Situation vielleicht anders einschätzen, wenn ich euch mal persönlich gesehen hätte und ein Hundetrainer würde es vielleicht ganz anders machen – bedenkt das bitte.

    • Jeder Hund ist anders und auch zwei Australian Shepherd Welpen im exakt gleichen Alter können sich unterschiedlich schnell in verschiedenen Bereichen entwickeln. Mit Geduld, Bauchgefühl und Durchhaltevermögen lernt aber jeder Hund das kleine 1×1.
    Übrigens: Hazel kann meiner Meinung nach weder Sitz noch Platz. Auch klappt der Rückruf nicht perfekt und stubenrein ist sie auch nicht.
    Das alles ist nämlich eine Frage der Definition.

    Ab wann würdet ihr sagen, kann ein Hund Sitz und Platz?
    Für mein Verständnis braucht ein Hund dann kein doppeltes Kommando (also verbal und Handzeichen) mehr, im Idealfall muss er mich dafür nicht mal sehen, um das Kommando richtig auszuführen. Außerdem sollte es in so ziemlich jeder Situation mit Ablenkung klappen – und davon sind wir natürlich weit entfernt – Hazel ist zwar ein schlauer Aussie, aber kein Roboter, sondern eben ein Welpe.

    Und wann ist ein Hund eigentlich stubenrein? 
    Wenn er sich bemerkbar macht, dass er mal muss? Wenn er mindestens 1 Woche lang nicht in die Wohnung gemacht hat? Die Nacht mindestens 6 Stunden durch hält? Also dann war Hazel mit 10 Wochen eigentlich schon stubenrein – oder zählt es nicht, wenn man sich tagsüber an die Regel hält, dass man etwa alle 2- 3 Stunden rausgeht und zusätzlich nach dem Essen, Spielen und Schlafen?
    Und was ist, wenn das kleine Monster 1L Mandelmilch und 500ml Apfelmus während meiner Abwesenheit verdrückt und innerhalb von 3 Stunden zwei riesige Pippipfützen in die Wohnung macht (Ja ist ehrlich passiert – der Wildfang hat zwei geschlossene Tetrapacks angefressen und geleert – das Indianermädchen war dabei – hat aber, glaube ich, nichts abbekommen *schmunzel*)

    Welpen können erst mit etwa 16 Wochen ihre Blase und ihren Darm kontrollieren. Und für mein Verständnis von Stubenreinheit muss der Hund trotz, zum Beispiel neuer Umgebung oder anderen aufregenden Reizen, über eine längere Zeit in der Lage sein, einzuhalten. Emmely hat nie ein Häufchen in die Wohnung gemacht und bereits nach wenigen Tagen durchgeschlafen. Pippipfützen gab es bei uns Zuhause nur am Anfang welche – und wirklich wenige – aber mit 5 Monaten waren andere Wohnungen immer noch so spannend, dass ich alle 1-2 Stunden vorsichtshalber mit ihr rausgegangen bin – und es trotzdem eine Pfütze auf dem Teppich gab.

    Ist die Erziehung einfacher, wenn man bereits einen erwachsenen, gut hörenden Hund hat?
    Auch hier kann ich nur für uns sprechen: Sie ist vorallem anders.
    Es stimmt: Hazel guckt sich vieles ab und lernt dadurch. Manchmal handelt sie sogar schneller als Emmely und wartet bereits auf dem richtigen Platz, wenn ich das Futter fertig mache, während Emmely mir noch am Rockzipfel hängt und ich sie erst auf die Decke schicken muss.  Wenn ich aber mit Hazel beim Spazierengehen üben möchte, muss ich entweder alleine mit ihr raus gehen oder Emmely vorher ablegen. Drinnen kann ich es ja räumlich trennen, nur entweder mault das Indianermädchen oder der Wildfang rum, weil er jetzt auch mal mit mir arbeiten möchte. Ich übe also nicht nur die Grundkommandos mit Hazel, sondern zeitgleich muss Emmely auch lernen, dass sie für einen Moment warten muss. Auch müssen die Mädels lernen, dass ich sie nicht immer beide gleichzeitig anspreche. Manchmal soll Emmely ja liegen bleiben und Hazel zu mir kommen oder andersrum.
    Übrigens konnte Emmely mit 10 Wochen schon ihren ersten Trick – Pfote geben, mit. Ab da habe ich auch mit dem Clicker- Training begonnen. Auch Futterbeutel apportieren und Suchspiele haben wir da schon gemacht.
    Hazel ist jetzt 14 1/2 Wochen und ich habe gestern angefangen den Clicker zu konditionieren – Tricks, Apportieren oder Dinge suchen stehen im Moment nicht auf der To-Do Liste. Bei Emmely hatte ich viel mehr Zeit (alle Prüfungen beendet, keine Vorlesungen mehr und ein Semester Zeit die Bachelorarbeit zu schreiben), dadurch konnte Emmely sehr entspannt das Alleinbleiben erlernen und ich habe anfangs auch nicht soviel Wert auf die Leinenführigkeit gelegt. Bei zwei Hunden ist das aber enorm wichtig – schon jetzt mit gut 25 kg an der Leine ist es nicht soo lustig durch die Gegend gezogen zu werden. Oder wenn der Wildfang beim Laufen ständig mich oder das Indianermädchen zwicken und dann schnell wegrennen will. Die Prioritäten verschieben sich und andere Dinge müssen erst gelernt werden, bevor man ans Tricksen kommt. Außerdem testet Emmely mich nun teilweise und führt manchmal Kommandos nur sehr zögerlich oder gar nicht aus – auch hier müssen wir nun manche Dinge wieder intensiver wiederholen.


    Ist also die Erziehung eines Welpen einfacher, wenn man einen bereits erwachsenen Hund hat?
    Vielleicht kann man sie doch mit Ja beantworten. Doch dafür muss man viel an dem Zusammenspiel zwischen den beiden Hunden arbeiten. Und möglicherweise ergeben sich bei dem erwachsenen Hund neue/ alte Baustellen – unterm Strich – ist es auf jeden Fall mehr Arbeit.

    Und wie ist das mit dem Alleinebleiben? Klappt das besser mit zwei Hunden? Müssen es wirklich 4 Wochen Urlaub am Stück sein?
    Für uns waren die 4 Wochen notwendig. Und ich bin froh, dass Hazel mit 9 und nicht schon mit 8 Wochen zu uns gekommen ist. Wenn man sich zu zweit um einen Welpen kümmert und versetzt Urlaub nehmen kann oder der Welpe nach zwei Wochen Urlaub trotzdem nur – sagen wir mal 2-3 Stunden alleine bleiben muss, weil der Partner oder die Oma oder wer auch immer, sich dann um den Kleinen kümmert, geht das ja auch. 
    Aber wir sind nunmal zu dritt und jetzt nach den 4 Wochen muss der Wildfang auch mal 6 Stunden am Stück ohne mich zurecht kommen – alleine oder mit dem Indianermädchen.
    Und das klappt vorallem zusammen mit dem Indianermädchen echt gut – die Küche steht noch und großen Zoff hat es wohl auch nicht gegeben. Ohne Emmely findet es der Wildfang so lala und meckert dann auch mal – im Großen und Ganzen klappt es aber. Wäre Hazel ein Einzelhund, hätte sie sich sicherlich leichter ans Alleinebleiben gewöhnt – da bin ich mir ziemlich sicher.

    Mein Urlaub ist also vorbei. Und für den Rest des Jahres sind nur noch wenige Urlaubstage übrig. Ich hatte kein besonders tolles Wetter, im Gegenteil: Meistens hat es geregnet. Ich war viel zuhause und habe nur wenige meiner Freunde gesehen. In den ersten Wochen habe ich  kaum geschlafen, obwohl ich nicht feiern war. Ich bin unzählige Male am Tag 3 Etagen hoch und wieder runter gelaufen. Mit einigen Kilos auf dem Arm. Vermutlich ist das mein erster Urlaub (und wahrscheinlich auch einziger) bei dem ich nicht zu – sondern sogar abgenommen habe. 
    Aber in den vier Wochen habe ich den Wildfang sehr sehr lieb gewonnen. Er ist rotzfrech und zuckersüß dabei. „Keep smiling“ ist bei Hazel einfach Programm. Und ich glaube, auch Emmely möchte nicht mehr ohne die kleine Plüschkugel mit dem Waschbärgesicht sein. 
    Die vier Wochen haben aus uns ein 3er- Rudel gemacht. 
    Kein perfekt funktionierendes. 
    Aber ein ziemlich harmonisches.

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