Letzte Woche schrieb Rebecca von vermopst über all die Regeln und guten Vorsätze, die sie sich gemacht hatte, bevor Klein- Molly einzog und zog ein Resümee, was davon nun gut zwei Jahre später noch übrig geblieben ist.
Auch ich machte mir vorher viele, viele Gedanken, welche Regeln es für Emmely geben sollte. Um mein bisherigen Wissen zu erweitern, las ich Bücher über Welpenerziehung allgemein, tauschte mich mit Hütehund- Besitzern aus und fragte meine Züchterin und andere Aussie – Kenner Löcher in den Bauch. Aus der Vielzahl der Informationen und dem Ziel, dass Emmely möglichst früh Dinge lernen sollte, die für eine spätere Therapiehundausbildung nützlich sein könnten, bastelte ich mir mein Regel- und gute- Vorsätze- Gerüst zusammen.
Schlafen im Bett
Für mich war von Anfang an klar: Das Indianermädchen darf (sehr gerne sogar) aufs heimische Sofa, aber nicht mit im Bett schlafen. Die Regel war überhaupt nicht schwierig einzuhalten und eigentlich nur schwer gegenüber meinem damaligen Freund durchzusetzen, der es schön gefunden hätte, mit der Plüschkugel im Bett zu kuscheln. Da Emmely nachts aber in der Box neben dem Bett schlief und tagsüber maximal 10 Minuten auf dem Sofa zum Schmusen blieb, klappte es auch ziemlich einfach bei der Regel zu bleiben. Ein bisschen betrübt war ich allerdings schon, weil Emmely insgesamt so wenig kuschelte. Tja und dann bekam das Indianermädchen mit vier Monaten an einem Sonntagabend Zwingerhusten und spuckte und hustete ganz fürchterlich. Dummerweise schlabberte sie den ausgespuckten Schleim gleich wieder auf, weswegen ich sie mir nachts ins Bett holte, damit ich vom nächsten Hustenanfall geweckt wurde und ihr gleich warmes Wasser mit Fenchelhonig geben konnte (das half nämlich recht gut). In dieser Nacht, in der ich etwa einmal die Stunde aufstand, hatte ich das erste Mal über eine längere Zeit das Indianermädchen ganz nah bei mir. Und das war so schön, dass sie ab da immer bei mir im Bett schlafen durfte. Anfänglich kam sie nur abends und morgens zum Kuscheln, dann schlief sie die meiste Zeit am Fußende und inzwischen schläft sie immer mit möglichst viel Körperkontakt zu mir. Besonders niedlich ist es, wenn sie irgendwo in der Wohnung liegt und dann hört, dass ich das Hörbuch zum Einschlafen anmache und dann ins Bett getapst kommt.
Essen vom Tisch
Ein Hund, der bettelnd am Tisch sitzt und möglicherweise noch klaut – das sollte bei uns nicht sein. Also ganz klare Regel zu Beginn: Kein Zweibeiner- Essen für Emmely! Leider gab es immer wieder Leute, die ihr aus Unwissenheit (manchmal aber auch die Regel ignorierend) Essen am Tisch gaben. Später lockerte ich die Regel, so dass sie, wenn überhaupt nur etwas bekommen sollte, wenn sie es gerade nicht erwartete, also vorallem nicht bettelnd neben einem saß. Inzwischen kann ich Emmely einfach weg schicken und dann bettelt sie auch nicht (mehr). Letztens beim Frühstück mit den Mädels hat sie sich allerdings in meiner Anwesenheit tatsächlich Salami vom Tisch geklaut- daher sollte ich da wohl doch wieder strenger sein..
Spielen mit dem Indianermädchen
Auch für das Spielen mit Emmely hatte ich mir bestimmte Dinge überlegt, die ich zu beachten wichtig fand oder nicht erlaubt waren. So sollte Emmely weder mit Stöckchen noch Quietsche- Spielzeug spielen dürfen, mit Bällen nur ganz selten und nie dieses Balgen mit den eigenen Händen. Außerdem war mir wichtig, dass sie bei „Nein“ und „Aua“ sofort loslässt.
Das Verbot mit Stöckchen zu spielen ist auch so geblieben, wenn auch etwas abgewandelt. Emmely darf sich einen Stock nehmen, um andere Hunde zum Fangen spielen zu animieren (falls ich kein Spielzeug dabei habe), da es eigentlich die einzige Art ist, wie sie mit Anderen tobt. Das ihr jemanden einen Stock wirft, möchte ich nicht, da die Verletzungsgefahr einfach zu groß ist. Auch mit Bällen spielen wir nur sehr, sehr selten, obwohl ich nicht glaube, dass Emmely sich jetzt noch zu einem Balljunkie entwickeln würde, die abrupten Stop- Bewegungen bleiben dennoch ungesund, so dass ich die Frisbee weiterhin bevorzuge, zumal sie mehr Möglichkeiten bietet. Das Verbot mit den Händen zu Balgen kommt vorallem daher, dass Emmely ja mit Kindern arbeitet und selbst wenn Hunde vorsichtig balgen, ist das für Kinder einfach gruselig und angsteinjagend. Inzwischen ist das Indianermädchen (zumindestens in der Hinsicht) schon ziemlich vernünftig und kann gut zwischen „Arbeit“ und dem Herumalbern mit mir unterscheiden. Diese Art von Spiel fordert sie eigentlich nur ein, wenn sie läufig oder scheinträchtig ist und auch dann reicht ein „Nein“ oder „Aus“ und das Spiel ist beendet. Über das Quietschespielzeug hatte ich gelesen, dass Welpen dann die Beißhemung nicht so gut lernen können, weil sich das Quietschen des Spielzeuges und eines Kleinkindes/ Welpen recht ähnlich sein können. Egal ob Blödsinn oder nicht, das Riskio war es nicht wert, also gab es im ersten Jahr nichts davon. Aber auch hier gilt: Emmely hat viel gelernt und kann es definitiv unterscheiden und sie LIEBT Quietschies über Alles.
Begrüßung
Ein wohl erzogener Hund springt einen Zweibeiner nicht an. Und ein Therapiehund darf das erst recht nicht. Es mag an meiner mangelnder Konsequenz liegen oder aber an Emmely’s unbändiger Freude, aber es gibt eine Handvoll Menschen, da klappt es einfach nicht. Besonders extrem ist es beim Lieblingszweibeiner: Sie liegt zitternd und jammernd auf ihrer Decke und schafft es ganze 10 Sekunden, bis sie dann doch losstürmt… Bei Kindern passiert das jedoch nicht, obwohl sie sich da auch total freut.
Warten am Bürgersteig
Ach, was das Indianermädchen nicht alles lernen sollte *räusper* Mein Wunsch war es, dass Emmely selbstständig am Bürgersteig sitzen bleibt, bis es ein Okay von mir gibt. Diese Idee entstand vorallem daraus, dass ein befreundeter Hund in jungen Jahren überfahren worden war, weil er auf der anderen Seite ein Blatt gesehen hatte und losgestürmt war. Emmely hat ganz früh gelernt auf das Kommando „Straße“ solange sitzen zu bleiben, bis sie das Okay bekommt. Und bei dem täglichen Weg zum Park klappte es anfänglich auch, dass sie ohne Erinnerung am Bürgersteig sitzen blieb. Irgendwann hab ich dieses Ziel aus den Augen verloren. Emmely läuft an der Straße sowieso immer an der Leine, da Katzen und andere federlose Kleintiere noch immer den Jagdinstinkt weckt, den Aussies ja eigentlich überhaupt nicht haben *zwinker*
Im ersten Jahr lernt das Indianermädchen Ruhe
.. für alles Andere ist später immer noch genug Zeit. Das wichtigste und eindringlichste, was ich über die Erziehung eines Australian Shepherds las und hörte, war das diese Ruhe erst lernen müssen, im Gegensatz zu manchen anderen Hunderassen. Dem kann ich auch voll und ganz zustimmen und tatsächlich drehte sich fast alles darum. Viel Ruhepausen für das Indianermädchen, immer die Transportbox dabei, weil Emmely sonst kaum schlief, möglichst wenig spielen in der Wohnung und hauptsächlich von mir initiiert. Kein Spielzeug zur freien Verfügung. Mit dem Tricksen ein ganzes Jahr zu warten hat allerdings so gar nicht geklappt.. Emmely hatte mit 9 Wochen innerhalb weniger Sekunden das Pfote geben gelernt, so dass mich das Fieber eigentlich gleich am Anfang packte. Ich hatte zuvor noch nie mit einem Hund gearbeitet, der so schnell und mit so viel Spaß dabei war. Mit einem Jahr konnte Emmely so um die 15 Tricks..
Inzwischen hat sie auch immer mal wieder Spielzeug zur freien Verfügung und wir tricksen viel in der Wohnung und spielen bei schlechtem Wetter natürlich auch drinnen. Wenn ich aber gerade beschäftigt bin, ist das Indianermädchen zwar immer in meiner Nähe, aber bleibt ruhig und entspannt. Und sie kann durchaus auch mal drei Stunden während einer Fortbildung ruhig liegen bleiben. Ich bin aber überzeugt, dass es nicht so gut klappen würde, wenn ich am Anfang nicht soviel wert auf Ruhepausen gelegt hätte.
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Gelernt habe ich durch und mit dem Indianermädchen, dass Regeln und gute Vorsätze wichtig für ein harmonisches Zusammenleben sind. Diese können aber dem Alter des Hundes und der jeweiligen Lebenssituation angepasst werden, weil auch unsere Vierbeiner flexibel sind.
Und, wie war das bei euch? Habt ihr alle Regeln konsequent durchgesetzt?
2 Gedanken zu “Von Regeln und guten Vorsätzen”
Hehe sehr schön…. Regeln sind doch dazu da um gebrochen zu werden 😉
Schlabbergrüße Bonjo
Herrlich, ob Hunde, Kinder, Katzen, Hühner – man muss da einfach flexibel bleiben und auch mal über sich selber lachen können!