Das Indianermädchen – nicht immer ein gern gesehener Gast

Letzte Woche schrieb die liebe Nicole von Moe&Me einen Post darüber, wie das eigentlich ist, wenn Zweibeiner ihren Mufflon nicht so mögen.
Auch Emmely ist durchaus nicht immer ein gern gesehener Gast – und manchmal kommt es vor, dass es Anderen lieber wäre, wenn ich ohne sie komme. Oder sie knüpfen Bedingungen an ihr Dasein, die das Indianermädchen nicht erfüllen kann oder von denen ich gar nicht möchte, dass Emmely sie erfüllen muss.

Ich muss zugeben, als Emmely bei mir einzog, hatte ich sehr genaue Vorstellungen, wie man wann mit ihr umgehen sollte. Ich hatte eine Menge Regeln aufgestellt, die man sich unmöglich alle merken konnte. Emmely ist mein erster Hund und obwohl ich bei ihrer Geburt bereits 25 Jahre war, wurde ich von diversen Seiten gefragt, ob ich mir das denn auch gut überlegt hätte und nicht vielleicht doch etwas jung für soviel Verantwortung sei. Und dann auch noch ein Australian Sheperd.

Ich wollte also alles richtig machen und auch gleich in den ersten Monaten die wichtigen Bausteine für eine mögliche Therapiehundausbildung legen.
Indianermädchen & Partner
Mein damaliger Freund bekam meinen Eifer sehr zu spüren und so gerne er das Indianermädchen auch mochte, so verlor er doch recht schnell die Lust daran, sich in meinem Beisein mit ihr zu beschäftigen. In meinen Augen machte er nämlich eine ganze Menge falsch und dabei hatte ich es ihm doch schon soooo oft erklärt.
Es gab also immer mal wieder Streit deswegen, zumal er nicht gut nachvollziehen konnte, dass ich Emmely so viel Aufmerksamkeit schenkte – nur zu gut erinnere ich mich daran, wie er mal bei einem Spaziergang fragte, ob man denn nicht einfach nur spazieren könnte, ohne Emmely ständig bespaßen zu müssen.
Emmely war damals etwa 6 Monate und neigte bei Langeweile dazu, sich recht weit zu entfernen – zudem gingen wir ja mit und wegen Emmely spazieren – also fand ich es durchaus angemessen, mich auch mit ihr zu beschäftigen.
Ich muss dazu sagen, dass Emmely ganz klar mein Wunsch war. Mein damaliger Freund mochte Hunde zwar sehr gerne und kannte sich auch ein bisschen aus, jedoch merkte ich erst mit dem Einzug des Indianermädchens, wie sehr sich unsere Vorstellungen von einem Alltag mit Hund unterschieden. Und das war wirklich schwierig, weil sich der ganze Tagesablauf ja nun nach Emmely richtete – nichts mehr mit spontan noch viel länger bleiben, wenn der Hund doch mal zuhause geblieben war. Urlaub ohne Emmely? Ohne mich! Nur in wirklichen Ausnahmefällen willigte ich doch mal ein. Und fühlte mich dabei irgendwie nicht wohl und unvollständig. Und war anschließend froh, mein Indianermädchen wieder bei mir zu haben.
Sicherlich war Emmely nicht der einzige Grund für die Trennung und vermutlich auch nicht der ausschlaggebende, aber Rolle spielte sie gewiss.
Heute bin ich etwas gelassener, was die Regeln im Umgang mit dem Indianermädchen betreffen.
Das liegt vor allem daran, dass Emmely mit ihren fast 3 Jahren inzwischen einfach weiß, was sie darf und was sie nicht – und auch bei wem sie sich bestimmte Dinge erlauben kann.
Aber im Welpenalter fand ich eine klare Linie von allen Bezugspersonen wichtig.
Ausnahmen gab es damals so gut wie nie – heute mache ich selbst mal welche.
Indianermädchen & Arbeitskollegen 
Ein durchaus nicht so ganz einfaches Thema. Als ich grünes Licht von der Chefin bekam, dass Emmely nun  erstmal den Büroalltag und später die Therapien kennen lernen darf, gab es vom Team keine Gegenwehr – wobei die einzelnen Teammitglieder auch nicht wirklich in die Entscheidung mit einbezogen wurden. Zu diesem Zeitpunkt war bereits Lilly, der richtige Bürohund der Chefin und Lotta, der Hund meiner Arbeitskollegin regelmäßig in unserer Praxis.
Emmely bezog also ihre Box in unserem Büro mit 4 weiteren Kolleginnen. Glücklichweise alle ohne Tierhaarallergie, denn einige unserer KollegInnen bekommen bei direktem Kontakt mit Hunden tränende Augen und eine schniefende Nase.
Nun verbrachte Emmely anfänglich einen Teil der Zeit außerhalb der Box, wenn ich zum Beispiel Schreibkram am PC erledigte und einen Teil in der Box, wenn ich in Therapien war.
Leider gab es immer mal wieder Beschwerden, weil Emmely entweder im Raum herum lag und man manchmal um sie herum gehen musste oder weil sie während meiner Abwesenheit Geräusche machte. Geräusche im Sinne von wirklich kurzem Jammern oder dem Schnaufen, bevor sie einschläft oder Ähnliches.
Das war für mich schon eine schwierige Situation, weil ich wirklich dankbar war und bin, dass ich die Möglichkeit habe, das Indianermädchen mit zur Arbeit zu nehmen. Und ich möchte auf keinem Fall, dass sich jemand durch sie gestört fühlt. Dennoch ist sie ja ein Lebewesen und hat einen Anteil an den Ergebnissen der Therapiefortschritte und ermöglicht unseren Klienten einfach tolle Erfahrungen.
Und natürlich macht sie mal Geräusche, wenn sie in der Box ist. Und wenn sie mal außerhalb der Box im Büro sein darf, gibt es nur zwei Möglichkeiten – entweder sie begrüßt Jeden gleich schwanzwedelnd an der Tür (dann kommt derjenige auch nicht direkt weiter und wird in seiner Handlung unterbrochen) oder sie bleibt liegen, weil ich es ihr gesagt habe – und steht eben auch nicht auf, um vielleicht Platz zu machen.
Viele Arbeitskollegen schätzen durchaus, was Emmely und ich gemeinsam erarbeiten und doch möchten manche von ihnen möglichst wenig Berührungspunkte mit dem Indianermädchen haben.
Wir können es zwar nicht jedem Recht machen und wollen es auch nicht, wenn es dem Indianermädchen dabei nicht gut gehen würde, aber wir bemühen uns Kompromisse zu finden.
Inzwischen ist das Indianermädchen in das Büro des Lieblingszweibeiners gezogen, der darf sie auch in meiner Abwesenheit aus der Box holen. Zudem fühlt er sich selten von ihr beim Arbeiten gestört und wenn doch, dann darf er ihr auch ein paar Takte sagen.
Womit wir wieder beim Anfang wären – denn keiner meiner Arbeitskollegen darf bei der Erziehung meines Indianermädchens mit wirken. Der Lieblingszweibeiner hingegen schon, weil wir uns da ohne viele Worte einig sind.
Aber..
Ich muss sagen, keiner meiner Freunde oder meiner Familie hat etwas gegen das Indianermädchen. Überall ist sie herzlich willkommen (außer in der Wohnung, wo Hugo der Kater lebt – aber da hat wohl eher der Hugo etwas gegen Emmely’s Gesellschaft..) und dafür bin ich wirklich sehr dankbar.
Denn ja, ich weiß, dass während wir da sind, sich alle ein wenig auf Emmely einstellen und zum Beispiel die Lebensmittel nicht in Bodennähe stellen. Und das man manchmal noch Tage oder Wochen später Hundehaare an den unmöglichsten Stellen findet. Und das man nicht wie sonst – einfach alle Türen und Fenster zum Lüften aufreißen kann (wie Großeltern das doch so gerne machen).
Und dass, wenn wir als Familie irgendwo hin fahren und das Indianermädchen mit im Auto fährt, Platz für die Hundebox gebraucht wird, der an anderer Stelle fehlt. Und man die ein oder andere Pause vielleicht mehr einlegen muss. Und ich weiß nur zu gut, dass ein Hund viel Schmutz ins Haus bringt und auch wenn ich mich bei Besuch bemühe, den Anteil so gering wie möglich zu halten – es nicht immer gelingt.
Mein Indianermädchen bedeutet mir sehr viel – und es hat nur mich. Und ich freue mich, wenn es ein gern gesehener Gast ist. Und wenn mir die Gründe einleuchtend erscheinen, bleibt es auch mal mit einem guten Gefühl alleine zuhause. Im Zweifelsfall entscheide ich mich aber für mein Indianermädchen – und bleibe auch zuhause.

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