Vor einigen Tagen, als das Indianermädchen und ich gerade auf dem Heimweg waren, wurde ich von einer Passantin angesprochen. „ Darf ich den Hund mal streicheln?“
Nun ist das erst mal nicht ungewöhnlich, dass Fremde Emmely streicheln wollen – das sie vorher auch fragen schon. Daher zunächst mal ein Lob an die Passantin.
„Tut mir leid, lieber nicht. Sie hat gerade gearbeitet und ..“
Weiter kam ich leider nicht, weil die fremde Frau tief Luft holte und dann anfing zu meckern.
„Wieso denn nicht?! Ist jetzt schon gestreichelt werden Arbeit?!“ „ Ich habe Erfahrungen mit Hunden.“„Sie sind unmenschlich!“ „ Sie haben einen so schönen Hund überhaupt nicht verdient!“
Solche und ähnliche Sätze durfte ich mir dann anhören und kam wirklich nicht dazu, zu erklären, warum ich das mit dem Streicheln nicht wollte. Und ehrlich gesagt, verging mir auch ziemlich schnell die Lust.
Euch mag ich es aber erklären und wer weiß, vielleicht verirrt sich die besagte Frau ja mal hier auf unseren Blog und dann weiß auch sie Bescheid.
Das Indianermädchen war an diesem Tag seit Morgens mit mir in der Praxis gewesen. Es hatte artig in der Box gewartet, während ich mobil unterwegs war (also eine Therapiestunde in einer Schule machte) und lag (fast) ganz brav neben mir, während ich am PC den Bürokram erledigte (nur fast, weil natürlich das Schnüffeln in den Taschen der Kollegen strengstens verboten ist *räusper*).
In der folgenden Therapiestunde durfte das Indianermädchen dann aber mit. Ihre Vorfreude, sich nun endlich austoben zu können, musste ich jedoch arg dämpfen, da ich für das Indianermädchen nur einen passiven Part vorgesehen hatte. Mit dem Jugendlichen wollte ich nämlich etwas schriftlich erarbeiten und wenn die Konzentration und Motivation desjenigen sinkt, hilft es ihm manchmal, sich dann kurz mit Emmely zu beschäftigen und sie zu streicheln oder ihr einen Keks zu geben.
Und unerwartete Langeweile ist für ein hochmotiviertes Indianermädchen erst mal schwierig auszuhalten – inzwischen kennt es das aber schon und fährt recht schnell wieder runter und beruhigt sich dann auch.
In der folgenden Therapiestunde durfte das Indianermädchen Lasse und mich begleiten. Der war ziemlich aufgedreht und unkonzentriert, so dass es mit dem Tricksen anfänglich nicht so gut klappte. Das führte dann zunächst dazu, dass Lasse noch angespannter wurde, was sich bei ihm mit sehr lautem Singen äußert. Da hilft dem Indianermädchen auch nicht, wenn es Lobeshymnen über ihr weiches Fell sind *kicher*.
Die Stunde war also anfangs recht durcheinander und es dauerte einige Zeit, bis Lasse und auch Emmely konzentriert zusammen arbeiten konnten. Nach einer Stunde Boxenstop, begleitete mich das Indianermädchen dann in der letzten Stunde. Eine Gruppenstunde mit zwei 15 jährigen und drei Therapeutinnen – mich eingeschlossen. Auch diese Stunde war recht laut und erforderte viel Konzentration vom Indianermädchen.
An diesem Arbeitstag war das Indianermädchen nur bei jugendlichen Klienten dabei, die wissen, dass Emmely nicht gerne am Kopf gestreichelt wird und auch insgesamt lieber arbeiten als schmusen möchte. Und sie wissen es nicht nur, sondern sie akzeptieren es und können sich daran halten.
An anderen Tagen begleitet mich das Indianermädchen aber auch bei jüngeren Kindern oder Klienten, die eine geistige Beeinträchtigung haben, die nicht verstehen können, dass Emmely nicht so gerne gestreichelt werden möchte.
Es gibt aber Situationen, bei denen ich von dem Indianermädchen genau das in gewisser Weise erwarte. Natürlich nur im großzügigen Austausch gegen viele Kekse. Emmely soll sich dann also hinlegen oder stehen bleiben, während sie gestreichelt wird. Währenddessen wandert ein Keks nach dem Anderen in die kleine Schnute. Das sind dann immer nur kurze Sequenzen und sie könnte auch jeder Zeit aufstehen und weggehen. Und natürlich achte ich darauf, dass sie vorsichtig gestreichelt wird. Aber ja – in diesem Fall ist Streicheln auch Arbeit für das Indianermädchen.
Und das ist genauso, wenn uns Passanten unterwegs ansprechen und Emmely streicheln wollen – es denn, dass Emmely aus irgendeinem Grund die Person gut findet und von selbst Kontakt sucht, aber das passiert sehr sehr selten.
Als Emmely noch jünger war, habe ich genau solche Gelegenheiten genutzt und Emmely immer positiv bestärkt, wenn sie stehen blieb und sich streicheln ließ.
Und auch heute kommt es immer mal wieder vor, dass Fremde sie streicheln dürfen, sofern sie vorher gefragt haben. Allerdings nur dann, wenn das Indianermädchen wirklich gut drauf ist – und nie nach einem Arbeitstag.
Sollten wir uns also irgendwann mal begegnen, nehmt es mir nicht übel, wenn ich nicht möchte, dass das Indianermädchen gestreichelt wird. Wenn ihr dem Indianermädchen eine Freude machen wollt, gebt ihr lieber einen Keks. Aber einen von ihren eigenen (wegen Allergien und so).
8 Gedanken zu “Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission ** Feierabend heißt Feierabend**”
Hallo ihr beiden,
echt eine doofe Geschichte, kann gut verstehen, dass es dich ärgert, auch nicht gerade nett die Tante und einem dann so Unrecht zu tun..�� gerade wenn sie,wie sie sagt,hundeerfahrend ist,hätte sie dein "nein" ja einfach akzeptieren können, denn dann weiß man, dass es manchmal Situationen gibt,wo sowas nicht geht… kenne ähnliche Situationen mit Leckerlies geben.. wieso meint jeder meinen Hund füttern zu müssen �� aber andere Baustelle. Aber du hast alles richtig gemacht, Emmelies Bedürfnisse gehen vor und nicht die; einer dahergelaufenden Passantin..
Wünschen euch ein schönes Wochenende und lasst euch nicht ärgern!
Ines und Mei
Ich kann es sehr gut verstehen, vor allem in Verbindung mit deiner Erklärung. Für manche Menschen ist es schwer nachvollziehbar, dass ein Hund nicht 24 Stunden am Tag angegrabbelt werden möchte, dabei müssten sie sich doch nur ein bisschen in die Lage versetzen. Auch Hunde haben ein Recht darauf, beschützt zu werden vor diesen „Antatschern“. Moe kann es draußen auch nicht wirklich leiden, gestreichelt zu werden und lässt es über sich ergehen, wenn ich nicht einschreite. Am schlimmsten finde ich diese „Kopf-Tätschler“, die dann immer auf Moes Kopf herum klopfen und denken, dass würde ihm gefallen.
Ich finde, ihr beide macht es toll und ich finde es klasse, dass du genau weißt, was du Emmely zumuten kannst, und wo eben die Grenzen sind.
Liebe Grüße
Nicole
Auch ich stehe vollkommen hinter der Meinung, dass wenn der Hundehalter sagt, dass Schluss ist, dann ist es auch gut. "Nein" sagen können ist eine große und manchmal auch schwere Aufgabe, die der Besitzer zum Wohle des Hundes ausführen muss. Nein, mein Hund muss niht den ganzen tag angefasst werden. Nein, mein Hund wird nicht von jedem Kind (am besten noch durcheinander) gerufen. Nein, mein Hund wird nicht von zwei Kindern gleichzeitig begrabscht. Nein, mein Hund möchte jetzt nach Hause und nicht noch eine Stunde arbeiten, denn das ist zu viel für sie und das tut ihr nicht gut und nimmt ihr den Spaß wieder zu kommen. Es ist wirklich, wirklich schwer. Ich finde es gut, dass du die Bedürfnisse von Emmely immer beachtest, denn würde es immer nach anderer Menschens Nase gehen, dann hättet ihr längst keine Freude mehr an der gemeinsamen Arbeit. Macht weiter so 🙂
Liebe Grüße von Frauwau Zoi (angehende Therapiebegleithündin 😉 ) und Frauchen Vanessa
Also krauli gefällt mir ja immer, aber auch meine Vi hat was dagegen wenn jeder dahergelaufende einfach mich angrabbelt. Ich kann euch aber voll verstehen. Hier ist es ja ähnlich 😉
Schlabbergrüße Bonjo
Auch ich kann deine Entscheidung voll und ganz nachvollziehen. Traurig nur, dass man sich dann solche Sätze anhören muss und nicht mal mehr zu Wort kommt und erklären darf … 🙁
Aber wie du schon geschrieben hast: Vielleicht stößt diese Frau auch einmal zufällig auf euren Blog und dann versteht sie es [oder auch nicht, denn manche sind ja da absolut beratungsresistent… 🙁 ]
Aber wie dem auch sei: du weißt nun mal am allerbesten was für Emmely gut ist und was nicht und ob du sie nun verdient hast oder nicht, hat eine so Außenstehende mal so gar nicht zu bestimmen und wir wissen klar und deutlich, dass Lizzy und Emmely zusammengehören!!! <3
J&C
Ich finde deine Einstellung super. Bei uns ist es nicht anders. Ruhe ist eben Ruhe und das sowas besonders beim Aussie groß geschrieben sollte, vergessen leider sehr viele. Viele liebe Grüße Lily mit Suki und Jussi
Hallo ihr zwei,
diese Situation ist echt doof und wir kennen sie nur zu gut. Es ist ja schonmal nett, dass du gefragt wurdest, ob die Dame Emmely streicheln darf. Aber wenn man doch schon fragt und dann ein "nein" bekommt, dann sollte man dies auch akzeptieren. Wenn man doch so viel Erfahrung mit Hunden hat, dann weiß man doch sicherlich, dass ein "nein" sicherlich Gründe hat. Aber so sind die selbst-ernannten Hundeexperten eben. Ich denke jeder von uns hatte schonmal solche Begegnungen. Bei uns haben wir oft das Problem, dass der arme Ringo nicht "Hallo Sagen" darf und deswegen bestimmt ein "asozialer Hund ohne jeglichen Sozialkontakt" wird. 😀
Ich ärgere mich leider immer sehr über solche Begegnungen aber eigentlich sollte man sich wegen solchen Blödis nicht den Tag versauen lassen. 😀
Liebste Grüße
Ann-Christin & Ringo
Es kann einfach nicht jeder mit einem "NEIN" umgehen und das ist sehr schade!