Shapen – Tricks lernen durch Mitdenken und Ausprobieren

Wie viele von Euch ja wissen, verbringen Emmely und ich einen Teil unser gemeinsamen Zeit mit Tricksen

Die meisten unserer Tricks hat das Indianermädchen durchs Shapen gelernt. Und heute mag ich mal ein bisschen erklären, was das ist bzw. was ich darunter verstehe und warum ich das so gut finde.

Shapen – was ist das überhaupt?

Beim Shapen fängt man Verhaltensweisen ein und verstärkt diese durch eine Belohung.
Das heißt, man lockt den Hund nicht mit einem Leckerchen oder Targetstick oder ähnlichem, damit er ein bestimmtes Verhalten zeigt, sondern wartet darauf, dass er etwas anbietet.
Zum Verstärken des gewünschten Verhaltens bietet sich ein Markerwort oder ein Clicker an.
Das muss natürlich vorher aufgebaut und gefestigt sein.
In meinem Verständnis ist das Clickertraining allein bzw. das Markerwort übrigens nicht dasselbe, wie Shapen – sondern nur eine exaktere Form der Belohnung [Nadine vom Hundeblog Chaostrickser erklärt hier  ganz schön, wie das mit dem Clicker funktioniert].
Durch das Shapen kann man dem Hund nicht nur Bewegungsabläufe beibringen, sondern auch an der Geschwindigkeit oder kleinen Feinheiten bei Tricks arbeiten.


Und wie fängt man sowas an? 

Bevor man anfängt, einem Vierbeiner Tricks durchs Shapen beizubringen, muss dieser erstmal mit dieser Methode vertraut gemacht werden. Denn euer Vierbeiner muss erstmal verstehen, dass er nun Verhaltensweisen anbieten soll und selbst herausfinden muss, was ihr von ihm wollt.
Gerade bei ungeduldigen oder/ und unerfahrenen Hunden kann das sonst schnell zu Frust führen.
Bei Emmely habe ich anfangs eine kleine Kiste hingestellt und jede Interaktion mit dieser Kiste bestätigt.
Hingucken – klick & Keks.
Eine Pfote drauf –  klick & Keks.
Anstupsen – klick & Keks.
Drumherum gehen –  klick & Keks.
Man wartet also einfach ab, was der Hund sich so damit einfallen lässt und belohnt es dann. Ich spreche dabei nicht und achte darauf, dass ich auch keine Hinweise durch meine Hände oder so gebe.
Und das haben wir dann mit verschiedenen Materialien über mehrere Übungseinheiten gemacht.
Bis Emmely einfach ein gewisses Repertoire an verschiedenen Verhaltensweisen zeigte.
Und dann kann man den nächsten Schritt gehen.

Einfache Tricks durchs Shapen

Wenn euer Vierbeiner nun schon ein bisschen kreativ ist und Verhaltensweisen anbietet, könnt ihr die ersten einfachen Tricks damit aufbauen.
Mal angenommen, er soll lernen mit allen vier Pfoten auf einem Gegenstand – zum Beispiel einem Brett – zu stehen.
Ihr legt also das Brett auf den Boden und wartet ab. Euer Vierbeiner wird wahrscheinlich schon wissen, dass er nun irgendwas mit dem Brett machen soll und vielleicht eine Pfote drauf stellen. Das belohnt ihr zunächst auch ein paar Mal. So weiß er nämlich schon mal, dass er was mit der Pfote und dem Brett machen soll. Und nun wartet ihr und belohnt nur noch dann, wenn er mindestens zwei Pfoten das Brett berührt. Am Ende belohnt ihr dann nur noch, wenn alle vier Pfoten auf dem Gegenstand sind. Danach könnt ihr anfangen den Trick mit einem Wort zu benennen.
Achtung: Es kann sein, dass euer Hund ganz flink ist und innerhalb weniger Minuten schon weiß, dass er alle vier Pfoten auf das Brett stellen soll. In der Regel dauert so was aber länger und man sollte jede Trainingseinheit mit ein paar kleinen Schritten zurück beginnen, damit kein Frust entsteht – der Spaß sollte schließlich immer im Vordergrund stehen!

Schwierige Tricks schrittweise durch das Shapen aufbauen

Wie manche von Euch ja bereits mitbekommen haben, übe ich mit Emmely den Handstand.
Ein echt schwieriger Trick, der etliche Zwischenschritte benötigt und meiner Meinung nach ein sehr gutes Beispiel für das Shapen ist. Anders wüsste ich ehrlich gesagt auch gar nicht, wie ich es dem Indianermädchen erklären sollte, was ich von ihr will. Den Beitrag dazu findet ihr hier.
Emmely musste also erstmal lernen einen Gegenstand nur mit den Hinterpfoten zu berühren. Da dann rückwärts drauf zu gehen. Das auf andere Gegenstände zu erweitern. Und nun wird sie erst dann belohnt, wenn sie mit den Hinterpfoten eine bestimmte Höhe erreicht hat.
Mit Locken oder führen durch einen Targetstab oder einfach einen Keks in der Hand, stelle ich mir das echt schwierig bis unmöglich vor.

Für wen und warum?

Ich würde sagen, dass sich diese Methode zunächst einmal für Vierbeiner jeden Alters sich eignet. Auch für ältere Hunde, die noch wenig Lernerfahrungen gesammelt haben.
Bei sehr unsicheren oder ungeduldigen Hunden ist denke ich etwas Vorsicht und eine extra Portion Bauchgefühl angebracht.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Hunde einfach schneller frustriert sind, wenn sie gerade in der Anfangsphase wenig anbieten und daher wenig Bestätigung bekommen. Hier müsste man schauen, ob man dann als Zweibeiner Hilfestellungen wie Blickkontakt oder „auf den Gegenstand zeigen“ anbietet oder diese Form des Lernens einfach nicht so gut geeignet ist.
Ich finde diese Methode wirklich super – wie schon gesagt, bei manchen Tricks wüsste ich auch gar nicht, wie ich sie anders aufbauen sollte. Aber vorallem muss das Indianermädchen selbst mitdenken. Und oft ist es wirklich lustig, auf welche Ideen Emmely so kommt und was sie so anbietet. Manchmal kommt dabei ein neuer Trick heraus, den ich ursprünglich nicht beibringen wollte.
Häufig überrascht sie mich aber auch, wie schnell sie versteht, welches Verhalten gewünscht ist.
Manchmal dauert diese Methode zwar länger, um etwas Neues beizubringen, ich habe aber immer das Gefühl, dass das Indianermädchen sie auch besser verinnerlicht. Außerdem macht diese Methode mal so richtig müde *kicher*

 

Hier ein kleines Trainingsvideo, bei dem Emmely durch shapen lernen soll mich anzuschauen, statt das Futter in meinen Händen zu fixieren. Da ich beide Hände voll habe – nutze ich keinen Clicker – und ein Markerwort haben wir nicht.
Und nutzt ihr auch das Shapen für neue Tricks?
Wir sind gespannt, was ihr so berichtet!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert