Indianermädchen 007 auf fast geheimer Mission ** Die Vorbereitung für eine große Aufgabe**

Letzte Woche habe ich euch ja ein bisschen erzählt, was man so in einer Therapiehund – Ausbildung lernt.

Und heute möchte ich euch davon berichten, wie ich das Indianermädchen auf ihren Job vorbereitet habe.
Genau genommen haben die Vorbereitungen schon vor ihrer Geburt begonnen.
Nämlich mit der Auswahl der Rasse und der Zuchthündin. Warum ich mich für einen Australian Shepherd entschieden habe, könnt ihr in unserem Gastbeitrag auf „It’s about DOGS and CHIRU“  ausführlichlich nachlesen.

Für Emmely’s Mama habe ich mich vorallem entschieden, weil sie als ausgesprochen offen gegenüber Menschen und vorallem Kindern beschrieben wurde. Als dann die Welpen geboren wurden, entschied ich mich gleich am ersten Tag für das kleine Meerschweinchen Mädchen mit der tollen Zeichnung.

Die Züchterin wusste, dass ich einen Welpen mit dem Potential zum Therapiehund haben wollte und bestärkte mich in den darauffolgenden Wochen die richtige Wahl getroffen zu haben. Emmely war neugierig und abenteuerlustig, dennoch ruhig und schnell zufrieden.

Schaut mal, das war ihr erster Ausflug nach draußen.. Zuckersüß oder?

Man kann unsere Vorbereitungen für das Ziel „Therapiehund“ eigentlich in drei Bereiche teilen:

  • Positive Erfahrungen mit Menschen jeden Alters und ganz unterschiedlichen Charakteren
  • Bestimme Regeln einhalten und Ruhe bewahren
  • Nützliches Können

1. Erfahrungen mit Menschen sammeln
Ein Therapiehund sollte bereits mit den verschiedensten Menschen in Kontakt gekommen sein und kein ängstliches oder aggressives Verhalten zeigen Das gilt ganz allgemein eigentlich erstmal für jeden Hund – ich habe eben einen besonderen Fokus darauf gesetzt. Ich habe also gezielt Situationen mit verschiedenen Menschen geschaffen und dafür gesorgt, dass sie von Emmely als positiv erlebt wurden.

Bereits mit 10 Wochen begleitete mich Klein – Emmely zu einem 5 Tägigen Ferienkurs, in dem Kinder mit und ohne Behinderung den richtigen Umgang mit Hunden lernen sollten.
11 Kinder, zwei ausgebildete Therapiehunde (übrigens ebenfalls Australian Shepherds), ein kleines Indianermädchen und 4 Stunden pro Tag.
Hier lernte Emmely bereits sehr wichtige Dinge:
1. Auch wenn noch so viel Trubel drum herum ist – in ihrer Transportbox wird sie nicht gestört und kann schlafen
2. Kinder sind toll – die haben Futter und sind tolle Spielkameraden.
3. Es gibt Kinder im Rollstuhl, die auch mal plötzliche Bewegungen machen und laute Geräusche von sich geben.

Von den 4 Stunden hat Emmely etwa 3 Stunden verschlafen, in der übrigen Zeit durften die Kindern eng von mir begleitet, mit ihr spielen und sitz und platz üben. Außerdem haben wir da das erste Mal ausprobiert, ob sie auch die Kommandos von elektronischen Kommunkationsmitteln annimmt und ausführt ( manche Menschen, die nicht sprechen können, benutzen eine Art Sprachcomputer).

 

Natürlich habe ich das kleine Indianermädchen auch einfach so überall mit genommen. Durch die Großeltern wuchs Emmely zum Beispiel mit zwei ganz lieben Menschen auf, die sich altersbedingt mit Gehilfe fortbewegten – für das Indianermädchen sind Rollator und Spazierstöcke etwas ganz Normales. Spielplätze und Fußballwiesen mit lauten Kindern haben wir besucht und Emmely hat mich jede Woche zu meinen Chorproben begleitet. Über 30 Leute in einem Raum und das Indianermädchen mittendrin. Bei unserer 8 stündigen Fährenfahrt nach Schweden hatten wir immer eine ganze Traube Kinder um uns, die mit Emmely spielen bzw. tricksen wollten. Da Emmely ja lernen sollte, auch mit ganz fremden Kindern zu „arbeiten“ , habe ich mich über solche Gelegenheiten immer gefreut und genutzt.

Als Emmely etwa 16 Wochen alt war, habe ich wieder begonnen zu arbeiten. Zu der Zeit war ich ja Studentin im letzten Semester und musste nur noch meine Bachelorarbeit schreiben. Nebenbei habe ich im FUD (Familien Unterstützender Dienst) der Lebenhilfe gearbeitet. Also hieß es von jetzt an mich regelmäßig zu zwei Familien zu begleiten – zu einem 3 jährigen Mädchen mit Down- Syndrom und zu 5 Jährigen Zwillingen mit Autismus. Außerdem besuchten wir gelegentlich die Wohnheime der Lebenshilfe, so dass Emmely nicht nur Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen kannte, sondern auch Erwachsene.

2. Regeln und Ruhe lernen
Natürlich hat Emmely wie jeder Vierbeiner das kleine und große 1×1 der Regeln lernen müssen.
Beim Indianermädchen habe ich unter Anderem wahnsinnig viel Wert auf das Kommando „Aus“ und darauf, dass Emmely niemanden anspringt – auch wenn der Großvater ihr den Keks eine halbe Ewigkeit hoch oben über der Nase hält. Besonders das Nicht- Anspringen haben wir viel und sehr lange üben müssen – und – so ganz unter uns – es gibt immer noch bestimmte Personen, die sie beim Begrüßen anspringt — aber das sind ausschließlich Erwachsene und sie unterscheidet da sehr gut, wo sie es darf und wo es nicht erlaubt ist.
Impulskontrolle spielte und spielt noch immer eine wichtige Rolle im Training: ballspielende und umherlaufende Kinder sind natürlich super spannend – und für einen Hütehund erst Recht. Da dann trotzdem ruhig liegen zu bleiben oder gar mit dem Frauchen zu arbeiten, fiel Emmely anfangs echt schwer. Heute klappt das – es sei denn Emmely ist läufig – schon deshalb begleitet sie mich in dieser Zeit dann nicht zur Arbeit.

Wie ihr ja inzwischen bestimmt wisst, war das *zur Ruhe kommen* bei uns ein besonders großes Thema. Also einfach mal ruhig irgendwo liegen und nichts tun. Dazu habe ich hier auch schon mal was geschrieben.
Das war aber eine der wichtigsten Vorraussetzungen, damit mich das Indianermädchen bei der Arbeit begleiten kann. Denn natürlich gehören zu meinem Arbeitsalltag nicht nur die Therapiestunden, sondern auch Bürokram, Teamsitzungen und Fortbildungen. Und da stört ein herumwuselnder und jammernder Vierbeiner. Emmely war etwas über ein Jahr als sie dann die ersten Male zu Fortbildungen und Teamsitzungen mit durfte. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an eine Teamsitzung, in der eine Übung gemacht wurde, bei der man ganz, ganz still sein und sich entspannen sollte. Natürlich fand das Indianermädchen das total langweilig und musste sich genau dann jammernd beschweren … *räusper* ich habe die Übung dann vor der Tür gemacht.

3. Nützliches Können

Dazu zählen ganz einfach Tricks und Suchspiele. Das Interesse an dem Indianermädchen ist spätestens dann geweckt, wenn sie einen Trick zeigt – und damit lassen sich sogar Jugendliche beeindrucken, die eigentlich viel zu cool dafür sind *kicher*. Futtersuchspiele, Apportieren und das Suchen von Kindern oder von bestimmten Gerüchen, habe ich auch schon früher viel mit Emmely gemacht. Genau sowas machen wir nämlich in der Therapie. Ich habe viele Beschäftigungsmöglichkeiten mit Emmely ausprobiert, um zu schauen, was ihr viel Spaß macht und was man eben in der Therapie gut gebrauchen könnte.

Und dann gibt es eben noch andere Kleinigkeiten, die das Indianermädchen einfach schon früh kennen gelernt hat. Zum Beispiel ruhig auf der Seite zu liegen, während jemand seinen Kopf auf ihren Brustkorb legt. Besonders für körperlich und geistig stark eingeschränkte Menschen kann das eine tolle Erfahrung sein, einem Tier so nahe zu kommen.

Nun wisst ihr, wie ich das Indianermädchen auf ihre Mission vorbereitet habe.
Wenn man es ganz genau nimmt, habe ich dadurch auch getestet, ob sich Emmely überhaupt als Therapiehund eignen würde. So wusste ich schon früh, woran Emmely Spaß hat, was ihr vielleicht Stress macht und vorallem wie sie in unbekannten Situationen reagiert.

Nächste Woche erzähle euch dann endlich genauer, was das Indianermädchen eigentlich so macht, wenn sie mich zur Arbeit begleitet.

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