Ein Indianermädchen lernt Ruhe.

Auch wenn das Emmely überhaupt nicht passt.
Weder, dass ich schon wieder schreibe und schon gar nicht, dass ich anderen Herrchen und Frauchen dazu rate, ihren Vierbeinern auch mal eine Ruhepause zu verordnen.

Emmely findet das nämlich selbst ganz schön blöd.
Manchmal ist das Leben aber kein Ponyhof – sondern eben das raue Leben der Großstadtprärie.
Punkt.

Um zu verstehen, warum mir dieses Thema so wichtig ist, muss ich euch vom Sommer 2013 erzählen.
Stellt euch also eine 4,7 kg leichte Plüschkugel vor, die mit ihren großen blau-braunen Augen erstaunt in eurer Küche sitzt.
Erstaunt und voller Tatendrang das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Doch so kleine Indianermädchen und auch andere Welpen soll man ja nicht überfordern und ihnen Stück für Stück die große & weite Prärie zeigen.
Und sicher kennt ihr auch die schöne Regel, die besagt: 5-8 Minuten pro Lebensmonat kann man spazieren gehen.
Länger wäre für Gelenke und Muskeln nicht so gut.

Und daran hielten wir uns – zumindestens meistens. Gerade der Sommer lockte uns häufig und lange nach draußen, aber dann machte man es sich eben auf der Picknickdecke gemütlich.

Wieder Zuhause in den eigenen vier Wänden legte sich Emmely sofort in ihr Körbchen und schlief erstmal eine Weile.

Schließlich ist das alles anstrengend und gehört sich so.
Leider hatte Emmely niemand vorher gesagt, dass es sich so gehört. Das war nämlich meine Aufgabe, denn die Realität sah wie folgt aus:
Nach einem kurzen oder längeren Ausflug wieder zuhause angekommen, machte sich das kleine Indianermädchen auf die Suche nach Spielzeug oder Dinge, die sie als solches verwenden konnte. Taschentücher, Kissen, jegliche Art von Kleidung – ein Indianermädchen gibt sich nämlich auch mit wenig zufrieden.
Alles war spannend und viel zu lustig.

An Schlaf war da nicht zu denken.

Und ich gebe zu, die Versuchung ist durchaus groß noch ein Weilchen mit dieser kleinen tollpatschigen Pllüschkugel zu toben – in der Annahme, dass sie ja danach bestimmt schläft.

Und das ist wohl genau das, was häufig unwissende Hütehundbesitzer falsch machen:
Sie spielen nach dem Spaziergang noch ein Weilchen – in dem Glauben, dass der Spaziergang vielleicht einfach zu kurz für dieses Energiebündel war.
Und vergrößern die nächste Gassirunde ein wenig – und spielen danach noch ein bisschen länger.
Bis der Welpe vor Erschöpfung nicht anders kann als schlafen.
Und nach einigen Monaten sind diese Zweibeiner dann total verzweifelt und geben ihren Liebling ab, weil er mit zunehmendem Alter mehr und mehr Bespaßung einfordert und sie das zeitlich nicht mehr schaffen.

Ich jedoch war vorbereitet.
Denn lange bevor Emmely einzog, zog ihre Box ein.
Ach nein, ihre BOXEN.
Zum einen eine große – eine wirklich große- Gitterbox aus Metall, welche im Schlafzimmer neben meinem Bett ihren Platz fand, zum anderen eine faltbare Stoffbox, welche für unterwegs gedacht war.
Und diese Boxen spielten lange Zeit eine sehr zentrale Rolle in unserem Alltag.
Emmely war nach den Spaziergängen nämlich durchaus müde.
Meist sogar sehr müde.
Aber sie fand einfach nie ein Ende und hatte immer Sorge etwas zu verpassen.

 

Eine Box kannte sie bereits von ihrer Züchterin und so war das „Einsperren“ nie ein Problem.

Im Gegenteil – sobald Emmely in der Box lag, schlief sie.

Egal, wo wir waren –  in ihrer Box fand das kleine Indianermädchen Ruhe.

Und darum bekam sie nach jedem Spaziergang die Möglichkeit, sich selbst einen Platz zum Schlafen zu suchen. Und wenn das kleine Indianermädchen nach etwa 10 Minuten immer noch lustig in der Gegend herum tapste, wurde sie in die Box gesetzt.

Ich habe Emmely auch immer überall hin mitgeschleppt.
Egal ob Grillfeste, WG- Partys oder Chorproben.
Mittendrin fand sie einfach toll.
Und allen verständnislosen Blicken zum Trotz :
Wenn ich fand, dass eine Pause angebracht war- kam sie in die Box – je nachdem auch alleine in ein anderes Zimmer oder eben in eine ruhige Ecke.

Dass die Box nicht als Strafe gedacht ist, muss ich ja eigentlich nicht extra erwähnen oder?
Sie kam / und kommt also nie hinein, wenn sie vorher Unsinn angestellt hat – und in der Regel gibt es in der Box meist noch etwas zum Kauen – die Box ist also sehr positiv besetzt.

Und natürlich lernt kein Hund allein durch Liegen in der Box, wie er zur Ruhe kommen soll.
Aber mit einem wenigen Wochen alten Wirbelwind wie Emmely machte es einfach keinen Sinn zu üben, auf einem Platz liegen zu bleiben, während sie von zu vielen Reizen umgeben ist.
Dafür war sie einfach noch nicht bereit und so haben wir uns eine Menge unötigen Ärger und Stress erspart.
Alles zu seiner Zeit.

Mit etwa 5 Monaten schaffte es Emmely meistens ohne Box zu entspannen.
Zuhause.
Woanders war es aber immer noch viel zu aufregend.

Natürlich haben wir auch geübt, dass sie auf einem ihr zugewiesenen Platz liegen bleibt..
Allerdings immer nur sehr kurze Sequenzen.

In so einem kleinen Indianermädchen steckt nunmal eine große Portion ungebändigte Lebenslust.
Und Liegen ist ja schließlich soooooo langweilig.

Die große Metallbox wanderte erst nach über einem Jahr endgültig in den Keller.
Zwischendurch war sie nämlich manchmal doch noch nötig.

Die Stoffbox dient jetzt fast nur noch als Reisebett.

Heute kann ich sagen, gelingt es Emmely in der Regel von selbst zur Ruhe zu kommen.
Andernfalls muss man ihr einen Platz zuweisen. Dann klappt es aber auch.
Es sei denn, es befinden sich vierbeinige Spielgefährten im Raum – dann ist es zum Teil noch schwierig.

Aber so als Einzel-Indianermädchen ist das ja irgendiwe verständlich oder? 🙂

Doch bis hierhin war es ein ziemlich langer Weg.
Der sich aber eben gelohnt hat.

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4 Gedanken zu “Ein Indianermädchen lernt Ruhe.”